Wenn dieser Herr Poh den Namen „Digiscoping“ als erster benutzt hat, so muß das schon in der Ära der Digitalfotografie gewesen sein. Schon lange zuvor jedoch hat mancher Bastler und experimentierfreudige Fotograf versucht, durch ein mono- oder binokulares Fernglas zu fotografieren (ich als Schüler übrigens auch schon, und ich war bestimmt nicht der Erste, der das tat). Spätestens in den 1960er, möglicherweise sogar schon in den 1950er Jahren hatte Carl Zeiss oder Zeiss Ikon ein monokulares Fernglas mit einem Abschraubgewinde oder Adapter für die Kleinbildkamera Contaflex im Programm, das sowohl zur visuellen Beobachtung als auch als Teleobjektiversatz bestimmt war. Es könnte ein 6x30 oder 8x30 gewesen sein, aber so genau habe ich das nicht mehr in Erinnerung.
Außerdem hat jede Nation das Recht, Dinge in der eigenen Sprache zu benennen, also auch solche, die ein anderssprachiger Erfinder erdacht hat. Wir hat z.B. die Glühbirne bei uns einen ganz deutschen Namen, obwohl ihr Erfinder Edison und somit ein Amerikaner war, und bei der Dampfmaschine des Engländers Newcomen ist es nicht anders, um nur zwei besonderts markante Beispiele zu nennen. Ich sehe keinerlei moralische oder sonstige Verpflichtung, das englische (oder amerikanische) Wort „digiscoping“ so, wie es ist, oder in leicht eingedeutschter Schreibweise „digiskopieren“/„Digiskopieren“ übernehmen zu müssen, auch deshalb, weil es doch ein bißchen daneben geht (wie je hier bereits diskutiert wurde).
Walter E. Schön