Herr Gollwitz,
die Armierung der Swarovski Spektive bietet tatsächlich einen gewissen Mehrwert im praktischen Einsatz (Kälte- und Geräuschdämmung), solange man keine Bereitschaftstasche benutzt. Die Verarbeitung empfinde ich ebenfalls als hervorragend. Übrigens: haben Sie schon einmal ein Kowa TSN 823 Spektiv bei Kälte angefasst? Das ist aufgrund des verwendeten Verbundwerkstoffes wirklich "angenehm temperiert", viel wärmer noch als gummierte Spektive.
Ob der Mehrpreis von über 500 Euro für das Swaro gegenüber den Diascopes (80/85er) wegen der Armierung gerechtfertigt ist? Bei den Okularen und dem sonstigen Zubehör fällt der Swarowskizuschlag erneut an. Bei Optolyth gibt es Armierung ohne exorbitante Preise. Ansonsten kann ich den Anregungen und Gedanken von Herrn Wissmann voll zustimmen. Der Okularwechsel bei den meisten Diascopes ist zu schwergängig und hinsichtlich der Leichtgängigkeit der Fokussierung gibt es eine breite Serienstreuung von leicht bis im Grobtrieb kaum beweglich. Man könnte versuchen, dies im Rahmen der Garantie individuell ändern zu lassen. Die Verriegelungstechnik von Swarovski ist wahrscheinlich die bessere Lösung und nicht ohne Grund ist Leica mit dem neuen Vario auf dieses System umgestiegen. Ein 20x WW Okular, wie es das ja z.B. bei Swarovski und Leica gibt, wäre in der Tat eine Bereicherung für das Diascope. Hier lässt sich Zeiss m.E. ein echtes Geschäft entgehen, denn 20x ist die bevorzugte Vergrößerung für die Fotografie mittels Digitalkamera durch das Spektiv. Ein 20x vergrößerndes Okular mit größerem Sehfeld und Augenabstand als beim Vario wäre ein Angebot, an dem z.B. viele "Digiscoper" kaum vorbeikämen. Bei Swarovski gab es früher, wenn ich mit recht erinnere, ja sogar ein 15x Okular. Auch dies könnte durchaus interessant sein, zumal dieser Bereich nun wirklich nicht vom Vario abgedeckt wird und eine Marktlücke vorhanden ist.
Es reicht einfach nicht, sich allein auf eine sehr gute Optikkonstruktion zu verlassen. Der Hersteller muss auch im Auge haben, wie praxisgerecht insgesamt sein Gerät ist und er muss die Qualität der Produktion genau überwachen, auch wenn diese im Ausland stattfindet. Dies gilt auch für das angebotene Zubehör. Die Bereitschaftstasche für das Zeiss Diascope ist eine Fehlkonstruktion. Die Reißverschlüsse verklemmen leicht, die hintere Okularabdeckung hängt an einem dünnen Fetzen Stoff und lässt sich nicht befestigen, so dass sie im geöffneten Zustand beim Tragen und bei jedem Windstoß hin- und herbaumelt.
Ich habe auch so meine Zweifel, dass die Hersteller echte Praxisnutzer bei der Entwicklung ihrer Produkte mit einbeziehen. Damit meine ich nicht Leute, die einmal am Wochenende mit dem Geländewagen zum Hochsitz fahren, sondern solche, die mit ihrem optischen Geräten mobil unterwegs sind und damit auch unter widrigen Witterungsbedingungen intensiv arbeiten müssen und solche, die auch die Konkurrenz aus der Praxis sehr gut kennen.
S. Green