Darf ich einen Vermittlungsversuch wagen? Ich konnte beim Lesen Ihrer Argumentation ebenso wie beim Lesen derjenigen von Herrn Demme jeweils zustimmend nicken. Denn jeder von Ihnen hat recht, wenn man von den individuell zugrundegelegten Prämissen ausgeht. Dafür möchte ich ein anschauliches Beispiel bemühen:
1. Sie wollen in Ihrem BMW-Coupé mehr Baß in der Musik aus dem Autoradio/CD-/MP3-Spieler und aus dem Auspuff ein bißchen röhrenden „Ferrari-Sound” hören und gehen zum Mediamarkt, weil es dort schon fertige Wummerkisten gibt, und zur Aldi-Sonderaktion, weil dort gerade chromglänzende Auspuffrohre mit „Akustik-Tuning” angeboten werden. Recht so, wenn das Ihre Wünsche zufriedenstellt.
2. Aber Herr Demme läßt an seinen BMW nichts anderes als Wasser und Alpina ran, also winkt er bei Mediamarkt und Aldi ab und sucht die Edelwerkstatt auf, um sich für ein paar Kröten mehr eine seiner Meinung nach stilvollere Lösung anbieten zu lassen – und weil er die nicht findet, schlägt er (hier im Forum öffentlich und damit vielleicht mit größerer Chance auf Gehör beim Hersteller) vor, so einen „Tuning-Satz” neu ins Programm aufzunehmen. Dieses Recht wollen wir ihm doch nicht streitig machen, denn bei uns herrscht Demokratie.
Nun aber noch zur Versöhnung nach dieser Rüge ein kleiner Tip zu Ihrem Vorschlag, ein UV-Sperrfilter B+W UV 010 der Größe M 86x1 zu verwenden. Dieses Filter war bis vor einiger Zeit tatsächlich das beste für diesen Zweck geeignete „Schutzfilter”, denn es wird in derselben optischen Präzision (Planparallelität, Glashomogenität, Glasklarheit, Oberflächenglätte usw.) wie hochwertige Objektive gefertigt, hat eine sehr hohe Reintransmission (= Transmission ohne Berücksichtigung der Reflexionsverluste) und sperrt außer dem unsichtbaren UV nahezu kein sichtbares Blau und verfälscht somit die Neutralität des Bildes nicht durch einen störenden Gelbstich (oder im Falle eines manchmal verwendeten Skylightfilters durch einen Purpur- oder Rosastich). Das B+W UV 010 ist wahlweise mit Einschichtvergütung oder mit MRC-Mehrschichtvergütung zu haben. Wer es nicht primär als UV-Blocker, sondern als Schutzfilter verwenden will, sollte die etwas teurere wasser- und schmutzabweisende sowie kratzfestere Version mit MRC-Vergütung wählen (MRC = Multi Resistant Coating). An dieser Vergütung, die härter als das darunterliegende Glas ist, perlt Wasser ab und haftet Schmutz nur lose, so daß er sich leichter und ohne Kratzspuren zu hinterlassen abwischen läßt.
Seit kurzem hat B+W aber ein spezielles Schutzfilter unter der Bezeichnung Clear 007 (vielleicht, weils ebenso „hart im Nehmen” ist wie der berühmte Superagent) im Programm – leider nur bis zur Gewindegröße M 77x0,75 und somit nur für kleinere Speketive geeignet. Dieses „Filter” (eigentlich dürfte man es so gar nicht nennen) hat ein reines Klarglas hoher Härte ohne jegliche optische Filterwirkung und bietet somit die höchstmögliche Transmission ohne irgendeine Farbbeeinflussung. Es ist logischerweise ausschließlich mit MRC-Vergütung zu haben und sollte etwas billiger als das B+W UV 010 angeboten werden. Die UV-Sperrwirkung ist übrigens unter normalen Bedingungen absolut nicht nötig, denn durch die nicht unbeträchtliche Gesamt-Glasdicke aller Spektivlinsen und -prismen kommt ohnehin fast kein schädliches UV mehr durch. Das B+W Clear 007 ist also das ideale mechanische Schutzfilter für alle Spektive mit Filtergewinden bis M 77x0,75.
In dem von mir 2002 gemachten 68seitigen B+W-Filterhandbuch steht das Clear 007 noch nicht drin. Aber vor einem Monat habe ich eine neue 16seitige Filterbroschüre für Schneider-Kreuznach fertiggestellt, die gestern oder heute aus der Druckerei an Schneider-Kreuznach geliefert wurde und in der nächsten Woche in den Fotohandel kommen sollte. Dort wird das Clear 007 auf Seite 4 und in der großen Tabelle auf den Seiten 12-14 vorgestellt. Ich habe dem Hersteller bereits vorgeschlagen, dieses Filter auch in den Größen M 82x0,75 und M 86x1 zur Verwendung an Spektiven zu produzieren, was derzeit geprüft wird (momentan ist das für dieses Filter verwendete Glas noch nicht in den dafür erforderlichen Scheibengrößen verfügbar).
Walter E. Schön