Lieber Herr Brücker,
ich bin in der glücklichen Situation, nach einem erfüllten Arbeitsleben und ausreichend flüssigen Mitteln mich an jedem angenehmen Platz der Welt zur verdienten Ruhe niederzulassen.
Das gilt aber nicht für meine Mitarbeiter, deren Kinder und Partner, die müssen weiter das aushalten, was RotGrün unter Regieren versteht. Seit geraumer Zeit diskutieren wir ein Erbschaftsrecht, daß die Nachfolge mittelständischer Unternehmen ermöglicht, RotGrün sieht hier keinen Handlungsbedarf. Sollten Sie meinen, ein Mittelständler könnte sich so bewegen wie ein großer Konzern, da liegen Sie leider falsch. Wir und unsere Mitarbeiter sind von den Passivisten in Berlin abhängig und zwar in einem Ausmaß, daß mir Tränen der Wut in die Augen treibt.
Zurück zur Optik, denn darum geht es doch hier. Optolyth ist meines Wissens bereits vom Markt, EMO findet keinen Nachfolger, Docter soll es auch nicht blendend gehen, Leica haben wir ja heute (wiedereinmal) gehört, muß weiter Personal entlassen.
Ich habe den Eindruck, es hat bei den meisten Deutschen immer noch nicht geklingelt. Wir sind mit rasender Geschwindigkeit auf dem Weg in die Deindustrialisierung. Die Mitarbeiter in den Optikfirmen verdienen wirklich nicht übertrieben viel, eher im Gegenteil. Aber deren ganzer Fleiß reicht nicht aus, ein konkurrenzfähiges Produkt am Weltmarkt so anzubieten, daß ihre Unternehmen davon bestehen können und Geld übrigbleibt für F&E und ordentliche Löhne.
Aber vielleicht finden Sie es nur gerecht, daß es jetzt mit uns abwärts geht und einmal andere Länder eine Chance erhalten. Soziale Gerechtigkeit im Großen?
Erich Weidenfeld