Und in ganz wenigen Fällen kommt es dann mal zur Übereinstimmung zwischen diesen Bildchen und der Realität. Hier wird Laien vorgegaukelt, es ginge ganz ohne Ausbildung.
Ich hatte einmal einen FH 6"f8. Er wurde im temperierten Raum eines bekannten Amateurtesters als erstklassiges Teleskop gemessen und auch der Händler bestätigte mir, was für eine klasse Optik ich hätte. Das galt offensichtlich nur für Messungen mit senkrecht stehenden Linsen.
In der Realität gab es dann immer wieder Abweichungen vom Idealbild, die weder dieses Programm noch der Suiter korrekt beschreiben konnten. Erst ein Besuch in Belgien bei Lichtenknecker Optics ergab eine lockere Fassung, die der Frontlinse Bewegungen in beiden Achsen um mehr als 1 mm erlaubten. Zusätzlich war das Objektiv nach Herrn Ruland nicht genau zentriert, was ich so verstanden habe, als wenn die geometrischen Mitten der Gläser nicht mit den optischen Mitten übereinstimmten. Zu allem Übel gab es noch einen Fluchtungsfehler zwischen Objektiv und Okularauszug. Kaschiert wurde es dann teilweise durch eine Blende, die aus 150 mm freier Öffnung 143 mm machte, also aus 1:8 freundlichere 1:8,4.
In langen aberrator Sessions haben wir vorher als Laien versucht, irgendeinen Zusammenhang zwischen diesen Aberratorhinweisen und unseren Sternbildern zu finden. Hoffnungslos.
Seitdem stehe ich diesem Optikgameboy skeptisch gegenüber. Der Laie steht einem diffusen Fehlerbild gegenüber und genauso ist es mit den leidigen Beugungsringen. Heute habe ich einen 310 mm Newton aus Zerodur. Beugungsringe sehe ich so gut wie nie, meistens spielt die Luftunruhe nicht mit. Bei meinem AT 80 sind die Sternbilder mit Variookular extra und intrafokal ungleich, mit dem festen Okular sieht man dagegen keinen Unterschied und oft auch einen erstklassischen Beugungsring, wenn das Spektiv ausgekühlt ist. Aber wehe, ich fasse das Gerät zum Fokussieren an und lege die warme Hand auf das Metall, nach ganz kurzer Zeit entsteht eine Delle im Sternbildchen und es kann einige Zeit dauern, bis sie verschwindet.
Wenn man das Variookular nicht ganz bis zum Anschlag anzieht, zeigen die Sterne eine leichte Verformung zum Rand hin. Warum weiß ich nicht und auch der freundliche Herr am Swarovskistand in Köln konnte dazu nichts sagen.
Ich bin heute soweit, daß ich am Stern prüfen kann, ob mein Newton sauber justiert ist. Ich habe auch gelernt, mit der Messerschneide umzugehen, aber ein Newton ist auch ein ziemlich primitives Teil, da gibt es nicht allzuviele Freiheitsgrade.
Wer sich mit seinem Spektiv herumschlägt, bei den alten AT80 Modellen habe ich inzwischen gelernt:
Wärme im Bereich der Prismen ist unschön.
Es gibt doch mehr Modelle als man denkt, bei denen die Planflächen der Prismen einen kleinen Fehler aufweisen, etwa wie ein sehr großer Krümmungsradius oder einen kleinen Winkel zur gewünschten Senkrechten.
Es gibt einige Verkipper bei der Fokuslinse.
Es gibt Objektive mit sphärischer Abberation.
Alle diese Fehler sind so klein, daß sie der Beobachtungsqualität am Tage keinen Abbruch tun. Kommt es dagegen zur Sternbeobachtung, so kann man kleinere Ungereimtheiten erwarten. Hier müßte man noch strenger selektieren und das würde die Kosten noch höher treiben. Vielleicht sollte man diese selektierten Spektive teurer verkaufen und mit einen kleinen Stern versehen für vollständig astrotauglich. Ich habe einmal diesen Vorschlag unterbreitet, aber ohne Reaktion.
Ich erwarte, daß es den anderen Spektivherstellern nicht viel anders geht. Die Schwachstellen sind ja ähnlich, ja nur das neue ATS ist von Haus aus so verpackt, daß thermische Effekte besser unterdrückt werden.
Damit kein Irrtum entsteht, die meisten Astrofreunde schaun mit Geräten, deren optische Qualität den guten Spektiven nicht gewachsen ist.
Frank Wöhrl