Es gibt von verschiedenen Herstellern Folien zur Sonnenbeobachtung. Ich würde aus mehreren Gründen (u.a. und nicht zuletzt wegen der Sicherheit) nur die Baader-Sonnenschutzfolie wählen. Die ist so dünn, daß eine gewisse Unebenheit oder gar Welligkeit so gut wie keine optische Wirkung hat. Sie brauchen sich also keine Gedanken zu machen, wie Sie die Folie perfekt straff ziehen können. Es gibt sogar einen triftigen Grund, eine leichte Welligkeit der perfekten Planität vorzuziehen: Da nämlich von den Linsen des Spektivs, Fernglases oder Teleskops auch etwas Licht nach vorn reflektiert wird, das dann von hinten auf die Folie fällt und somit von dieser wieder zu fast 100% ins Spektiv, Fernglas bzw. Teleskop zurückgeworfen wird, kann eine plane reflektierende Folie (und natürlich auch ein Filterglas) Geisterbilder erzeugen. Wenn die Folie jedoch schwach gewellt ist, also die verschiedenen Oberflächenelemente innerhalb des Eintrittspupillenquerschnitts aufgrund ihrer jeweils ein wenig anderen Neigung zum einfallenden Lichtstrahl das Licht in unterschiedliche Richtungen zurückwerfen, dann verteilt sich das Licht mehr oder weniger gleichmäßig übers volle Bild und darüber hinaus, statt konturierte Geisterbilder zu erzeugen. Man hat dann unvermeidliches Streulicht geringerer und annähernd gleichmäßig über Bild verteilter Intensität, das zwar auch den Kontrast etwas reduziert, aber weit weniger stört als Geisterbilder vielfach größerer Helligkeit.
Der genannte Effekt ist besonders deutlich, wenn die Frontlinse eine sehr geringe Wölbung hat oder gar plan ist (besonders stark z.B. beim Canon 15x50 IS und 18x50 IS, weil dort der kratzempfindlichen Frontlinse ein planes Schutzglas vorgelagert ist!).
Ich empfehle aus diesem Grund bei meinen Fotoseminaren den Studiofotografen beim gleichzeitigen Einsatz zweier Filter (z.B. eines Konversionsfilters zur Anpassung von Halogen- oder anderem Glühlampenlicht an einen Tageslichtfarbfilm und eines CC-Filters zur Farbstichkorrektur), eines der Filter (Konversionsfilter) als Glasfilter aufs Objektiv zu setzen und das andere (CC-Filter) nicht als Glas-, sondern als Folienfilter leicht gekrümmt davor mit Tesafilm zu befestigen. So wird verhindert, daß es zu Spiegelungen zwischen zwei planen Glasflächen kommt, die bei minimaler Verkippung von nur wenigen Winkelsekunden zueinander (= Luftkeil) seitlich, in der Höhe oder schräg versetzte Doppelbildern heller Bilddeteils erzeugen (am schlimmsten, wenn Lampen oder andere Lichtquellen im Bild zu sehen sind).
Also versuchen Sie, die Folie nur halbwegs glatt zu bekommen und lassen Sie leichte Wellen drin, denn die nützen mehr als sie stören.
Beim Vergleich mit Glas-Sonnenfiltern muß man bedenken, daß Inhomogenitäten im Glas oder Oberflächenfehler wegen der erheblichen Glasdicke sich viel stärker auswirken und es daher sehr auf die individuelle Filterglasgüte ankommt. Ein Zeiss-Glas-Sunnenschutzfilter ist sicher über Zweifel erhaben (aber dennoch nicht unbedingt besser als die Baader-Folie), aber es gibt speziell in den USA auch Glas-Sonnenschutzfilter, die der Baader-Folie klar unterlegen sind. Außerdem zeigen Glas-Sonnenschutzfilter je nach Art der Bedampfung (z.B. mit Kupfer) andersfarbige Sonnenbilder, und da spielt dann auch der persönliche Geschmack eine Rolle, ob nun eine reinweiße, eine bläuliche, eine gelbweiße, gelbe oder orangefarbene Sonne schöner ist.
Walter E. Schön