Natürlich kann man durch Verwendung eines Okulars längerer Brennweite die Vergrößerung herabsetzen. Aber dabei darf die Größe des maximalen (vom Durchlaßquerschnitt des Prismensystems begrenzten) Sehfeldes nicht außer acht gelassen werden. Ich nehme an, daß das reguläre Okular für die geringste Vergrößerung, also 15fach beim Variookular, bereits das volle Sehfeld weitgehend oder ganz ganz ausschöpft, so daß dann jede geringere Vergrößerung zu einem dazu umgekehrt proportional kleineren scheinbaren Sehfeld führt (oder anders ausgedrückt: trotz geringerer Vergrößerung das tatsächliche Sehfeld gleich groß bzw. gleich klein bleibt). Man kennt das ja schon vom kleinen Leica Televid, bei dem bereits bei der kleinsten Vergrößerung der regulären Okulare der scheinbare Sehwinkel von der Prismen-Durechlaßgröße limitiert wird und deshalb kleiner als bei den anderen Okularen höherer Vergrößerung ist.
Wenn das so ist, wie ich es befürchte, dann müßte man mit einer maximalen Sehfeldgröße von 56 m auf 1000 m rechnen (beim heute nicht mehr lieferbaren 20fach-Okular waren es 52 m). Bezogen auf 9fach Vergrößerung wäre das ein ausgesprochener Tunnelblick von nur 26,3° bis knapp über 30° scheinbarem Sehwinkel, je nachdem, wie stark die kissenförmige Verzeichnung dann ist.
Abgesehen davon böten die enorme Länge (im Vergleich zu der eines binokularen Fernglases) und das Gewicht von ca. 1300 g dann auch gar keinen Vorteil mehr gegenüber einem binokularen Fernglas 8x56, übrigens auch hinsichtlich des Preises. Dann könnte Herr Tommer nicht nur ebenso gut, sondern sollte sehr viel besser beim Bino bleiben.
Walter E. Schön