Hallo Herr Müllers,
ersteinmal möchte ich Sie bitten, meinen Beitrag nicht als 'äußerst scharfe Attacke' Ihrer fachlichen Äußerungen oder persönlichen Meinung zu verstehen. Ich hatte mich gefreut, daß Sie in die Diskussion als erfahrender FL-Halter eingestiegen sind. Mir lag lediglich daran, einige Ihrer Aussagen, oder das Bild, welches ich mir daraus machen konnte, genauer zu hinterfragen. Naja, eine kleine Provokation kann ja bekanntlich die Zunge des Befragten lösen helfen. Ihre Andeutung, daß die Forderung nach guter Randschärfe nicht mit der Freude an einem Dekarem zusammpassen, und ihr Vergleich des Dekarem mit dem Fl haben mich dann jedoch etwas aus dem Drehzahlkeller geholt. Aber bös gemeint war es ganz bestimmt nicht und Sie haben ja Gott sei Dank auch geantwortet und sich nicht zurückgezogen.
So, nun aber zurück zum 7x42 Fl, jetzt wird's spannend. Bei der von Ihnen gemachten Aussage: "...auch mit größter Anstrengung kann ich nur einen Bereich von etwa 15% des Sehfeldes ( linear von der Mitte aus betrachtet ) erkennen, der nicht richtig scharf ist", fiel ich hier rückwärts vom Schreibtisch. Das würde doch bedeuten, daß Ihr Exemplar bis 85% des Sehfeldradius bzw. des Sehfeldurchmessers absolut scharf abbildet. Dann wäre Ihr Exemplar ja dem Swaro 8,5x42 EL oder dem 7x2 SLC ebenbürtig. Dies kann ich mir schwer vorstellen. Ich hatte lediglich einmal Gelegenheit durch ein nagelneues 7x42 FL zu schauen und leider nur bei Tage, davon habe eine nachlassende Schärfe ab ca. 70 % des Sehfeldradius in Erinnerung, die dann ab diesem Punkt auch recht deutlich weiter abfiel. Das ist vergleichbar mit meinem 8x56 Fl. Andere Forumsteilnehmer stellen am Sternenhimmel ein merkliches Nachlassen der Schärfe bei ca. 66 % des Sehfeldradius bei hellen Sternen fest, bei schwächeren Sternen wird die Randschärfe erst ein kleines bißchen weiter außen sichtbar.
Ihr Exemplar zeigt nur auf den letzten 15% des Sehfeldradius eine sichtbare Randunschärfe, während meine persönliche Erfahrung (37 Jahre alt) und die anderer Forumsteilnehmer etwa einen doppelt so großen äußeren Abschnitt des Sehfeldradius als Bereich sichtbarer Randunschärfe quantifiziert. Ich kann mir schwer vorstellen, daß Zeiss eine solche Serienstreuung hinbekommt. Falls das jedoch der Fall sein sollte, dann mache ich mich sofort auf die Suche nach einem 15%-Glas. Vielleicht kann sogar Herr Jülich dabei helfen.
Ich glaube Ihnen gern, daß Sie genau wissen, wovon Sie reden. Als Amateurastronom sind Sie ja Angehöriger der kritischsten Kundengruppe für Ferngläser, was die Schärfeleistung anbetrifft. Können Sie daher bitte erklären, nach welcher Methode Sie den Bereich der Randunschärfe identifiziert und quantifiziert haben, vielleicht diesen Test heute oder sogar heute Nacht (wenn denn die Wolken mal aufreißen sollten) noch einmal wiederholen und uns das Ergebnis hier mitteilen?
Freundliche Grüße,
Jan Münzer