Ich würde nicht sagen, dass beobachtende Astronomen kritischer auf die Randschärfe reagieren. Die weit geöffnete Pupille bringt individuelle Aberrationen vom eigenen Auge ins Spiel und die lichtempfangenden Stäbchen sind nicht optimal zur Schärfebestimmung geeignet. Sie hören dann häufig Aussagen wie, helle Sterne zeigen Unschärfe, die anderen Sterne sind sehr scharf. Wen wundert es?
Ich würde daher die Randschärfe ruhig am Tag bestimmen. Das Glas kommt auf ein Stativ. Man sucht ein geeignetes Ziel und beurteilt dann, ab wann die Schärfe nachläßt und durch nachfokussieren, welche Ursache diese Unschärfe hat. Sie können sehr einfach feststellen, das das empfunden Maß der Unschärfe für den Beobachter von sehr vielen Beobachtungsbedingungen abhängt.
Sie können auch feststellen, dass es Beobachter gibt, die zwar Fehler erkennen, aber diese Fehler nicht korrekt beschreiben können. Da geht es dann wild durcheinander.
Ich habe an zwei Ferngläser von mir und meinem Bruder die so empfundene Randschärfe geprüft.
Leica Trinovid BN 8x32.
Ich empfinde ein Sehfeld von ca. 5° als perfekt scharf. In diesem Bereich bemerke ich keine störenden Farbsäume und keine Verzeichnungen. Ich bin mit dem anschliessenden Ring von ca. 1° immer noch zufrieden. Die Randschärfe ist die eine Seite, der sichtbare Farbsaum stört mich mindestens genauso viel. Es ist deshalb nicht möglich, nur durch Nachfokussieren um einen kleinen Betrag die Bildqualität des Zentrums zu erreichen, denn fatalerweise nimmt dann der Farbsaum zu und nicht ab.
Ich empfinde den daran anschliessenden kleinen Ring bis zum Rand als schlecht.
Wenn ich diesen Test mit dem Nikon 8x30E meines Bruders wiederhole, dann merke ich ein völlig anderes Einblickverhalten, eine andere Haptik und auch eine andere Stellkraft. Erst nach einer Umgewöhnung von mindestens 10 Minuten bin ich mit dem Glas zufrieden und erst dann kann ich mir die Randunschärfe vornehmen. Ich halte dieses kleine Nikon für sehr gut, nur wenn man sich genug Zeit läßt, dann findet man dort die ähnlichen Verhältnisse vor. Abfallende Schärfeleistung kombiniert mit zunehmendem Farbsaum. Ich habe einen guten Druck einer Testtafel mit Siemensstern und Graukeil, Landoltringen usw.
Das nicht mehr ganz taufrische Trinovid zeigt beim Siemensstern die bessere Leistung, ich komme noch einen Ring weiter zum Zentrum, schliesse also daraus, dass die Kombination aus Mittenschärfe und Kontrast beim Leica besser ist und dass mich daher der subjektiv stärkere Randabfall auch mehr stört. Der Randabfall beim Nikon fängt aber für mich ungefähr an der gleichen Stelle an, er erfolgt dann aber sampfter oder es kommt mir so vor.
Dani Fischer