Herr Kuhn hat diese von Ihnen als Fachchinesisch bezeichneten Begriffe sicher nur benutzt, um den mit solcher Meßtechnik vertrauten Lesern nähere Angaben zu liefern. Für das Verständnis des Resultats, also der angegebenen relativen Transmissionswerte, sind sie nicht wesentlich.
Dennoch ist es schön, wenn Sie mehr dazu wissen möchten und fragen – Sie müssen bitte auch berücksichtigen, daß die aus beruflichen oder sonstigen Gründen besser mit solchen speziellen Begriffen vertrauten Schreiber derartiger Beiträge die auf diesem Gebiet weniger Versierten auch nicht überfordern und auch nicht zu weit vom eigentlichen Thema abschweifen möchten. Da Sie neugierig sind und nun mehr wissen möchten, hier einige kurzgefaßte Erläuterungen:
1. Farbmetrik [von griech. „metron” = „Maß“ und lat. „metiri” = „messen“] ist die Lehre bzw. Wissenschaft von den meßbaren Beziehungen der Farben zueinander. Dazu werden Koordinatensysteme, sog. Farbmodelle und Meßmethoden definiert, auf deren Grundlagen Zahlenwerte für die Relationen ermittelt werden können. Sie dienen z.B. zur Beurteilung der Farbwiedergabe im Druck (z.B. Offsetdruck, Tiefdruck usw.), von Autolacken (z.B. wegen der Fertigungstoleranzen), zur Beurteilung des Farbsehvermögens unserer Augen und ganz allgemein überall dort, wo Farben beurteilt und qualitative Aussagen darüber gemacht werden müssen, u.a. auch hinsichtlich der Farbwiedergabe und Lichtdurchlässigkeit von Ferngläsern.
2. CIE ist die Abkürzung für „Commision Internationale de l'Eclairage", die Internationale Beleuchtungskommission, die vornehmlich auf Betreiben der Druckindustrie 1931 ein als CIE-System bezeichnetes Farb(meß)system geschaffen und zur Norm erklärt hat. In diesem CIE-System gibt es mehrere verschiedene „Farbraum-Modelle“ (das sind jeweils auf verschiedene Anwendungen abgestimmte Koordinatensysteme, mit denen jeder Farbe ein sog. Farbort zugewiesen werden und die Farbe mithin eindeutig definiert werden kann). Eines dieser Farbraum-Modelle heißt CIE L.a.b. und wird auch oft einfacher als CIELAB oder CIE-Lab geschrieben. Die drei Buchstaben L, a und b bezeichnen die drei Raumkoordinaten-Achsen des Farbraum-Modells. Der Buchstabe L steht für Luminanz (Helligkeit), die normalerweise als die vertikale Achse dargestellt wird. Sie ist im Nullpunkt unbunt (grau) und wird positiv in Richtung Weiß sowie negativ in Richtung Schwarz. Alle Werte auf dieser Achse sind unbunt. Die Buchstaben a und b stehen für die dazu und zueinander rechtwinkligen anderen beiden Koordinaten-Achsen, die dann in der horizontalen Ebene (wie Länge und Breite) liegen. Die Achse a ist im Nullpunkt (= Schnittpunkt mit der Luminanz-Achse) unbunt (= grau) und wird positiv in Richtung Rot sowie negativ in Richtung zur Komplementärfarbe Grün. Die Achse b ist ebenfalls im Nullpunkt unbunt und wird positiv in Richtung Gelb sowie negativ in Richtung zur Komplementärfarbe Blau.
3. Ein Xenonblitz ist ein Blitzgerät mit einer Xenon-Röhre (Xenon ist ein Edelgas, ähnlich wie Krypton. Argon oder Neon, mit dem diese Blitzröhre bei sehr geringem Druck gefüllt ist), das ein für Spektralphotometer benötigtes konstant helles und in der spektralen Zusammensetzung immer gleiches tageslichtähnliches Licht liefert.
4. Ein Spektralphotometer [von lat. „spectrum“ = „Abbild“, griech. „phos“ (Genitiv: photos“) = „Licht“ und griech. „metron“ = „Maß“] ist ein physikalischen Meßgerät, mit dem man die spektrale Lichtzusammensetzung, d.h. die Intensitätsverteilung der verschiedenen Farben, des direkt abgestrahlten Lichts einer Lichtquelle, der nach Durchlaufen eines optischen Geräts durch Reflexions- und Absorptionsverluste verfälschten Lichts oder auch des von Oberflächen reflektierten oder gestreuten Lichts messen kann. Es mißt nicht die Gesamthelligkeit, sondern exakt innerhalb sehr enger Frequenz- bzw. Wellenlänger-Bänder, so daß man anhand der Meßergebnisse eine Kurve für die Abstrahlung, die Transmission bzw. die Reflexion in Abhängigkeit von der Frequenz bzw. der Wellenlänge darstellen kann.
5. Ein Densitometer [von lat. „densus“ = „dicht“, siehe auch engl. „dense“ oder „density“] ist ein vor allem in der Fotolabortechnik und der Druckindustrie benutztes Meßgerät zur Bestimmung der optischen Dichte, z.B. der Dichte (= Schwärzung) von Negativen oder Papierbergrößerungen. Es gibt Durchlicht- und Auflicht-Densitometer, die eine Durchlichtquelle (z.B. zur Dichtemessung an Negativen oder der Opazität von Papieren) bzw. eine Auflichtquelle haben (z.B. zur Dichtemessung von Aufsichtsbildern oder Drucken). Densitometer sind ebenso wie Spektralphotometer eine auf das genannte Spezialgebiet abgestimmte Sonderform des Photometers (= Lichtmeßgerät).
6. Als Normieren bezeichnet man das Umrechnen von Zahlenwerten beliebiger Art auf relative Werte bezüglich einer vorgegebenen Referenz. Also wenn man z.B. die unterschiedlichen Preise pro Kilogramm von Äpfeln im Einzelhandel tabellarisch erfaßte und z.B. den Durchschnittswert oder den Maximalwert gleich 1 setzt, bekäme man die „normierten“ Preise, indem man sämtliche einzelnen Preise durch den Durchschnittswert bzw. durch den Maximalwert dividiert. Man kann statt des Bezugswertes = 1 auch Bezugswert = 100% schreiben. Dann entspräche ein normierter Wert von 1,2 als Prozentwert geschrieben 120%. Speziell zur übersichtlichen Darstellung von Diagrammen wird gern das Normieren benutzt, weil es oft gar nicht auf den absoluten Wert der betrachteten Größen, sondern nur auf die relativen Verhältnisse der Werte untereinander ankommt, und die werden leichter vorstellbar, wenn man Werte von 0 bis 1 oder von 0% bis 100% (evtl. auch mit negativen Werten) benutzt. Meistens wird dann der größte aller erfaßten Werte oder auch der manchmal nur theoretisch denkbare, aber praktisch nicht erreichbare absolute Maximalwert gleich 1 bzw. gleich 100% gesetzt.
Ich hoffe, daß diese Erläuterungen nun nicht ihrerseits zuviel neues Fachchinesisch ins Spiel gebracht haben. Aben man kann so speziell Fachliches oft gar nicht mit ganz simplen Worten erklären, weil es sich manchmal doch um schon etwas komplexe Sachverhalte handelt, die man erst mit einigen fachlichen Vorkenntnissen wirklich und in vollem Umfang verstehen kann. Wäre es nicht so, könnte jeder innerhalb kürzester Zeit durch Lesen solcher Erklärungen zum Experten gemacht werden.
Walter E. Schön