Hallo Frank,
zwei kurze Antworten, da ich gleich weg muß.
1. Herr Kuhn hatte erst ab 440 nm (nicht 420 nm) gemessen, wo die V-Lambda-Kurve schon deutlich unter 10% abgefallen ist und sogar die fürs reine Nachtsehen (mit Stäbchen statt Zapfen) zuständige V'-Lambda-Kurve bereits bei 50% liegt. Außerdem hatte ich ja gesagt, daß an den Bereichsenden (also bei 440 nm und ein wenig höher bzw. bei 720 nm und ein wenig tiefer) durchaus ein Kurvenabfall auftritt, der aber einerseits bei allen Ferngläsern mehr oder weniger ähnlich ist (Nikon HG und einige Fujinon ausgenommen, siehe unter 2.) und andererseits keine nenneswerte Rolle für die empfundene Bildhelligkeit spielt.
2. Die Nikon HG (L) und einige hochwertige Fujinon-Ferngläser machen eine kleine Ausnahme, an die ich beim Schreiben meines vorherigen Beitrags nicht dachte. Sie haben nämlich auf der verspiegelten Prismenfläche Silber statt Aluminium oder statt einer dielektrischen Mehrfachschicht. Silber reflektiert deutlich besser als Aluminium im Bereich oberhalb von 500 nm (im Mittel mehrere Prozentpunkte!) und kommt dort den dielektrischen Spiegelschichten (über 99%, teils über 99,5%) mit etwa 98% sehr nahe. Unterhalb von etwa 490 nm fällt der Reflexionsgrad von Silber jedoch langsam und unter etwa 460 nm sogar recht stark ab, und dieser Effekt beeinflußt zu einem erheblichen Teil die von Dir zitierte Transmissionskurve im Nikon-Katalog (bei der die Gesamttransmission dargestellt ist, also in der neben dem Reflexionsgrad der Verspiegelung auch die Transmission der Linsen und Prismen mit eingeht). Im roten Bereich steigt der Reflexionsgrad von Silber nochmals etwas an, während der Reflexionsgrad von Aluminium bereits oberhalb von 500 nm beginnt, relativ gleichmäßig und zum Rot hin etwas beschleunigt abzufallen.
3. Man kann wohl sagen, daß die für den subjektiven Helligkeitseindruck wichtigsten Wellenlängen etwa zwischen 500 und 600 nm beim Tagesssehen und zwischen etwa 450 nm und 550 nm beim reinen Nachtsehen liegen. Wenn man mal von astronomischem Einsatz (reines Stänchensehen) absieht, darf man sich im wesentlichen – auch noch in der Dämmerung bis zu einer Leuchtdichte um 1 cd/mˆ2 bis minimal 0,3 cm/mˆ2 (also, solange man Farben noch klar unterscheiden kann, auch wenn sie schon sehr gedämpft erscheinen) – auf die V-Lambda-Kurve beziehen und somit dem Wellenlängenbereich zwischen 500 und 600 nm die mit Abstand größte Bedeutung beimessen darf.
Walter E. Schön