Alle Kunststoffe sind mehr oder weniger porös. Metalle auch, aber aufgrund der regelmäßigen Gitterstruktur und der geringereren Größe sind die Atome in einer metallischen Bindung nunmal viel dichter gepackt als die in fädigen Makromolekülen viel lockerer organisierten Kohlenstoffatome von Polymeren. Da ist einfach prinzipiell mehr Platz dazwischen. Deshalb sind Metalle aufgrund höherer Dichte ja auch schwer, und Kunststoffe aufgrund ihrer geringeren Dichte im Verhältnis viel leichter. Wenn man könnte, würde man liebend gerne z.B. auf schwere Druckgasflaschen ("Bomben") aus Metall verzichten. Denken Sie an das große Problem, für Wasserstoffgas einen druckdichten Vorratsbehälter zu finden - es gibt bislang nur schwere Metalltanks, und selbst die sind für Wasserstoff nicht völlig dicht, für die Brennstoffzellentechnik im Fahrzeugbau bisher eines der größten Hindernisse. Aber Dichtigkeit erfordert nunmal viel Material auf wenig Raum, das ist genau das, was Kunststoffe nicht aufweisen.
Die Gasdurchlässigkeit und der Wassergehalt von Kunststoffen machen auch in vielen anderen Bereichen Probleme. Beim Wassertransport, z.B. in Getränkeflaschen, müssen die inneren Oberflächen mit einer besonderen Lackierung versiegelt werden, obwohl die Anforderungen an die Haltbarkeit des Kunststoffs hier recht gering sind. Trotzdem ist die Mindesthaltbarkeit von Getränken in Kunststoffflaschen geringer als die in Glasflaschen, hauptsächlich der geringeren Gasdichtigkeit des Materials wegen. Und was den Wassergehalt angeht, so müssen z.B. in der Chipfertigung die Kunststoffgehäuse für Halbleiter aufwendig vorbehandelt werden, damit die vorhandene Restfeuchte im Kunststoff beim Löten die Gehäuse nicht explodieren läßt - des schlagartig ausdampfenden Wassers wegen. Die in Kunststoffgehäusen versiegelten Sensoren moderener Autos müssen ebenfalls aufwendig lackiert werden, um sie vor der durch den Kunststoff diffundierenden Feuchte zu schützen. Im Laufe der Zeit stellt sich bei Kunststoffen ein je nach Umgebungsbedingung mehr oder weniger ausgeprägtes Gleichgewicht in Sachen Wassergehalt ein, der Kunststoff nimmt je nach dem Wasser (dampfförmig) auf, oder gibt es wieder ab. Es gibt umfangreiche Untersuchungen dazu, besonders bei Baumaterialien aus Kunststoff. Aus all diesen Gründen kann man durchaus an ähnliche Prozesse bei intensiver Nutzung eines armierten Kunststoffgehäuses denken. Und was die Armierung angeht, so kann diese sich vermutlich nicht nur sichtbar lösen, wie zu lesen war.
Noch einmal: es geht mir nicht darum, hier irgeneine geschäftsschädigende Polemik zu verbreiten. Für Otto-Normalanwender ist das Problem vernachlässigbar. Wenn man überlegt, dass ein Fernglas vielleicht zwanzig oder dreißig Jahre normal genutzt wird, reicht ein Material das diese zeitspanne gewährleistet und andere Vorteile bietet vollkommen aus. Wenn aber durch intensive Nutzung der "natürliche" Alterungsprozess vielleicht um den Faktor 10 oder mehr beschleunigt wird, dann können eben schon nach wenigen Jahren Probleme auftreten. Auch Metall hält nicht ewig, es ist korrosionsanfällig und dehnt sich bei wechselnder Temperatur stärker - aber weil es "genuin" dichter ist, dürfte es im Normalfall länger dauern, bis die Stickstofffüllung herausdiffundiert.
4-mal bearbeitet. Zuletzt am 12.06.09 12:16.