eines das 10 Jahre lang wöchentlich drei Stunden genutzt wird und damit nicht mehr jung! Von den klimatischen und anderen Nutzungsunterschieden mal ganz abgesehen. Ausserdem dürfen Sie die Energie von UV-Licht und seine Absoprtion durch Kunststoff nicht unterschätzen, Armierung hin oder her. Zum dritten sind die von Ihnen herangezogenen Beispiele Fahrrad und Flugzeug aus mehreren Gründen für einen Vergleich absolut untauglich. Sie sind zwei der ganz wenigen, aber häufig genutzten Objekte, die, weil sie so leicht wie möglich sein müssen, ganz knapp am Limit ihrer technischen Belastbarkeitsgrenze betrieben werden.
Für die allermeisten technischen Gerätschaften sehen die TÜV-Vorschriften eine 5-mal höhere Belastbarkeit vor, als sie im Alltag erreicht wird. Wenn Sie in einen Fahrstuhl steigen, der angeblich 8 Personen oder 600kg tragen kann, dann liegt seine Belastbarkeitsgrenze in Wahrheit bei 40 Personen oder 3 Tonnen, bis er versagt. Für Fahrräder und Flugzeuge ist die Belastbarkeitsgrenze aber im einen Fall schon bei ca 80kg erreicht (fragen Sie mal, wieviele schwergewichtigere Radprofis regelmäßig ihre Rahmen kaputttreten) im anderen Fall beim Start sogar schon teilweise überschritten! Ein vollbesetzter und betankter Jumbo kann unmittelbar nach dem Start nicht landen, weil das Fahrgestell und Reifen nicht ausshalten würden! Deshalb werden im Notfall nach dem Start Schleifen geflogen, bei denen das Kerosin aus den Tanks zur Gewichtsreduktion erst abgelassen werden muss. Und deshalb ist es auch fatal, wenn die Piloten versehentlich im Bordcomputer ein falsches Startgewicht eingeben... Im Unterschied nicht nur zu Ferngläsern, sondern zu den meisten technischen Alltags-Produkten müssen Fahrräder und Flugzeuge bei regelmäßigem Gebrauch deshalb intensiv gewartet werden, was eine höhere Beständigkeit gegenüber ihren Belastungen nur vortäuscht. Im übrigen haben Sie sich vielleicht auch schon gefragt, warum zwar im Hubschrauber- oder Propellermaschinbau die Rümpfe aus Kunststoff gefertigt werden können, bei Passagierjets aber Metall das Material der Wahl bleibt: die Passagierkabine muß druck- und gasdicht sein, die Tragflächen hingegen...
Das alles soll nicht heißen, dass Ferngläser enorm empfindliche Gebilde werden, wenn sie nicht aus Metall gefertigt sind. Aber es hilft vielleicht zu verstehen, dass der Übergang zu einem neuen Material selten so problemlos und nur vorteilhaft verläuft, wie man das gerne hätte und wie es - nur scheinbar - in anderen Anwendungsfällen möglich ist. Im übrigen ging es mir auch nicht darum, hier per Ferndiagnose einen konkreten Einzelfall von Undichtigkeit auf prinzipielle Materialschwäche zurückzuführen. Ich hatte vielmehr versucht zu spekulieren, wieso es bei intensivster Nutzung, und nur dann, bei Kunststoffgehäusen eher zu Dichtigkeitsproblemen kommen könnte. Es würde erklären, weshalb es sich nicht um Einzelfälle handelt, sondern um eine nur sehr selten auftretende aber prinzipielle Schwäche, an der auch ein rennommierter Hersteller so schnell nichts ändern kann. Denn diese grundsätzliche Problematik bei Kunststoff ist bekannt, da hilft alles Herumreden nichts. Weiterentwickeln schon eher, wenn man bei dem Material - aus welchen Gründen auch immer - bleiben will oder muß. Wie problematisch neue Materialien werden können hat man doch auch bei Leica-Gläsern gesehen, deren fettfreie Titanachse bis heute nicht der Weisheit letzter Schluß ist. Und weiß der Kuckuck, was bei den neuen Nikon EDGs los war. Swarovski hat seine Fertigungsprobleme immerhin zugegeben.
3-mal bearbeitet. Zuletzt am 12.06.09 16:05.