1. Offenbar bestehen immer noch antiquierte Vorstellungen weiter, dass polymere Werkstoffe (=“Kunststoffe”) in der Technik nur billigere Ersatzstoffe für höherwertige Metalle seien.
2. Für die Herstellung von Fernglasgehäusen (die wegen Dichtigkeitszweifeln hier zur Diskussion stehen) wird sowohl für Kunststoffe wie auch Metalle der grundsätzlich gleiche Prozess: Giessen unter Druck, angewendet. Wie in einem früheren Beitrag zum selben Thema, offenbar wirkungslos erwähnt, ist eine solche Verarbeitung von Polymeren vor allem wegen höheren Drücken (bedingt durch höhere Viskosität der Schmelze, durch Faserbeimengung noch zusätzlich vergrössert) und der Temperaturempfindlichkeit von Polymeren, kaum einfacher als bei Metallen. Aus dem selben Grund ist die gestalterische Freiheit beim Werkstücks eher kleiner. Fazit: Es darf bezweifelt werden, dass bei anspruchsvollen Anwendungen Polymere nur aus Kostengründen Verwendung finden.
3. Für die Herstellung der wahrscheinlich einzigen je grossserienmässig hersgestellten, echten Unterwasserkamera, Nikonos, wurden meines Wissens Leichtmetall-Druckgussgehäuse verwendet, die zur Abdichtung der unvermeidbaren Poren mit einem dünnflüssigen, reaktiv aushärtenden Polymer imprägniert werden mussten.
4. Bei den bisherigen Beiträgen wurde Wasserdichtigkeit eher im Sinne feiner Lecks diskutiert, die vorwiegend bei der Exposition in der Grössenordnung von Stunden bis Tagen eine Rolle spielt. Bei Dauerexposition, z.B. im Tropenklima kommt jedoch zusätzlich Dampf-Diffusion dazu, die auch bei makroskopisch porenfreien Gehäusen und Dichtungen (inkl. Fettschichten) stattfindet.
5. Da der wesentlich höhere Temperaturausdehnungskoeffizient von Polymeren gegenüber Metallen bei Optik dimensionelle Probleme verursachen kann, gibt es hybride Gehäuse-Konstruktionen, bei denen getrennt strukturelle Festigkeit durch Kunststoffe und günstigere dimensionelle Stabilität durch dünnwandige metallische Träger für die optischen Komponenten erreicht wird.
6. Der Begriff Armierung ist in der Technik nur als struktutrelle Verstärkung im Verbund mit einem Bindematerial, z.B. Stahl in Beton, Faser in Polymer definiert. Als Bezeichnung einer Umhüllung, ohne festigkeitssteigernde Eigenschaften wird der Begriff falsch verwendet.
7. Dass auch Metalle, von Korrosion abgesehen, nicht absolut beständig sind, illustriert, dass offenbar kostbare Sammelstücke alter Zinkspritzguss- Modellbahnlokomotiven plötzlich ohne äussere Einwirkung als graues Pulverhäufchen zerfallen in der Vitrine liegen können.