denn an ein Fotoobjektiv werden wesentlich höhere Anforderungen bzgl. Verzeichnungsfreiheit gestellt. Ein Fernglas würde man bei wenigen Prozenten kissenförmiger Verzeichnung bereits als unverzeichnet empfinden, noch genauer lassen sich die Konturen der Objekte im Randbereich mit dem Auge gar nicht abschätzen, allein schon wegen der kreisförmigen Sehfeldblende. Korrekt ist, dass das Objektiv so gut wie keinen Beitrag zur Verzeichnung (oder deren Korrektur) beiträgt, das wird alles mit der Okularkonstruktion erledigt. Hier wird der Grad der Verzeichnung einfach als Parameter in den Raytracing Programmen eingegeben, und nach meinen Informationen (die habe ich, weil ich diesen Fragenkomplex mit optischen Konstrukteuren diskutiert habe) ist es dabei, was den Aufwand anbetrifft, belanglos, ob man lieber etwas mehr oder etwas weniger Verzeichnung wünscht.
Herr Nagler hat diese starke kissenförmige Verzeichnung doch wegen des 'Spacewalk' Effekts verwendet: Ist das Okular nach der Winkelbedingung konstruiert, dann scheint das Sternfeld auf einer konkaven Oberfläche zu liegen, ganz genau so wie der Sternhimmel mit dem blossen Auge etwas gekrümmt erscheint ('Himmelszelt'). Man hat daher hinter dem Okular den Eindruck, als würde man geradewegs in den Himmel schauen, und das gilt sogar für das rollende Auge (wegen der Winkelbedingung).
Schliesslich verstehe ich nicht, wie Du in diesem Zusammenhang auf die Idee kommst, der Globuseffekt sei ein 'Zylindereffekt'. Es gibt bei der Himmelsbeobachtung keine symmetriebrechenden Elemente. Meine Computersimulationen in Abbildung 6 (unten rechts), zu finden auf
www.holgermerlitz.de/globe/verzeichnung.html
generieren doch sehr schön den Eindruch eines rollenden Globus, nicht Zylinders. Bei der Erdbeobachtung können im Nahfeld zwar ebensolche symmetriebrechenden Bewegungen auftreten, infolge der Parallaxe, aber am Himmel haben solche Effekte, und damit auch der Zylindereffekt, nichts zu suchen.
Viele Grüsse,
Holger Merlitz