Sehr geehrter Herr Schön,
ich habe mir Ihre Gedanken zum Zylindereffekt zweimal durchgelesen.
Und möchte auf Ihre Bitte, einer Rückmeldung zwecks Verbesserung der
Darstellung bzw. Erweiterung bei offenen Fragen, reagieren.
Vorweg möchte ich noch anmerken, dass ich persönlich diesen
Effekt noch nicht so wahrnehmen konnte, da ich zwar auf Erfahrungen mit
guten aber allesamt verzeichnenden Ferngläsern verfüge, anderseits
für diesen optischen Effekt nicht allzu sensibel zu sein scheine.
(vielleicht ändert sich diese Auffassung nach einer Erfahrung mit
einem nicht verzeichnendem Glas).
In sich finde ich die Argumentation sehr schlüssig und gedanklich
nachvollziehbar. Was zu meinem Verständnis noch fehlt sind folgende
Punkte.
Warum die Geschwindigkeitsunterschiede entstehen? Ist es Wahrnehmung
oder gibt es geometrisch bedingt Gründe? Von beidem etwas?
Auf die Vorstellung, dass das Gehirn die erwarteten Bildinformationen
mit den gesehen Bildinformationen abgleicht, und sich einen
Erklärungsausweg über zylindrische Abwicklung erklärt, lasse ich
mich gerne ein. Ist es bei Ihrem Modell dann so, dass die Rotationsachse
dieses gedachten Zylinders immer senkrecht zur Bewegungsrichtung (, die Bewegung des Bildes, die durch das
Schwenken hervorgerufen wird), steht?
Warum gibt es den Zylindereffekt bei der Vergrößerung 1x Papierrollen-
fernglas, wenn angenommene und erwartete Bildinformation identisch sind?
Das Beispiel eine 400m entfernten Objekts und der 8x Vergrößerung
war einleuchtend, aber warum gibt es den Zylindereffekt auch
beim Blick in den Sternenhimmel? Ob ich nun 1x oder 10 fach
vergrößert in den Sternenhimmel schaue, die Perspektive bleibt
gleich, es dürfte zu keinem Unterschiedausgleich (Kompensation)
durch das Hirn kommen?
Oder ist es bei mir persönlich Wahrnehmungspsychologisch bedingt,
weil ich beim Anblick des Nachthimmels nie Himmelszelt assoziere,
obwohl ich mehrfache Planetratiumsbesuche, wo dieses Denkmodell
einem ja aus baulichen Gegebenheiten bedingt, geradzu aufgezwungen
wird.
Müßte ein nach Ihrem Vorschlag anamorphotisch kompensiertes
Fernglas bei einem Diagonalschwenk, wie er z.B. beim Betrachten von
auffliegenden Vögeln notwendig ist, stets so gehalten werden, dass
die Verbindunslinie der Tuben parallel zur Bewegungsrichtung liegt?
Vielleicht stellen sich solche Fragen ja auch andere Lesern?
Ich hoffe, dass meine Zeilen zur Optimierung oder Vervollkomung
der Erklärung helfen.
Viele Grüße
Marcus Vincenti