Lieber Stefan,
ich weiss, ich gebe mir alle Mühe mit meiner Toleranz, die heute mal wieder sehr weit bis in den nichtlinearen Bereich strapaziert wird :-)
Was die Mathematik anbetrifft: Das Problem ist hier, dass es sich bei dem Phänomen des Globuseffektes nicht um ein rein instrumentelles handelt. Ein Fernglas und dessen Abbildungseigenschaften kann man bis zur x-ten Stelle hinter dem Komma ausrechnen.
In unserem Fall kommt leider das Hindernis hinzu, dass wir uns auch noch mit der Wahrnehmung beschäftigen müssen. Genau an diesem Punkt sind auch die früheren Versuche von Slevogt und Sonnefeld gescheitert, einfach deshalb, weil man nicht genau wusste, wie man diese Wahrnehmung, also den Faktor Mensch, in die Gleichungen mit einbringen kann.
Das führt dann unweigerlich zu Argumentationsketten, wie W.E. Schön sie verwendet, d.h. inklusive 'Kurzschlussreaktionen' etc. Hier liegt das Problem: Wie fügen wir den Faktor Mensch in die Gleichungen ein.
Mein Ansatz war ein empirischer: Das Helmholtz-Experiment dient mir dazu, messbare Grössen zur Verzeichnung der visuellen Wahrnehmung zu gewinnen.
Ausgerüstet mit diesen empirischen Werten bin ich dann daran gegangen, einen mathematischen Formalismus aufzustellen, der diese Resultate mit verwertet.
In anderen Worten: Ich kann dieses Modell zwar in Formeln fassen, aber es enthält einen Parameter, der nur im Experiment, nicht jedoch in der Theorie bestimmt werden kann. Dieser Parameter ist die individuelle Verzeichnung des visuellen Systems, die von Mensch zu Mensch unterschiedlich sein kann.
Mein Problem ist: W. E. Schoen akzeptiert nicht einmal meinen Ansatz, nämlich die Verzeichnung des visuellen Raumes durch eine Messung zu bestimmen. Das, obwohl es sich um ein Standardverfahren in der Wahrnehmungspsychologie handelt. Aus diesem Grunde hatte ich ihm empfohlen, sich hier mal kundig zu machen, weil andernfalls die Diskussion bereits vom Ansatz her zum Scheitern verurteilt ist.
Schliesslich muss die Wirklichkeit entscheiden, ob ein Modell Sinn macht oder nicht. Es muss also beobachtet werden, und es müssen die richtigen Schlüsse aus den Beobachtungen gezogen werden. Hier fehlt es bei W.E. Schön's Ansatz noch an empirischem Material, weil der Zylindereffekt bisher nicht beobachtet, oder zumindest nicht erwähnt wurde.
Viele Grüsse,
Holger Merlitz