Wie ich schon schrieb, werde ich in diesem Forum zum Thema „Globuseffekt“ und insbesondere zu der 100%ig falschen Interpretation auf der Holger-Merlitz-Internetseite keine weiteren Erklärungen mehr abgeben, sondern mir die ausführliche und dann auch durch Zeichnungen leichter verständlich werdende Darstellung samt Begründung der korrekteren Bezeichnung als „Zylindereffekt“ für mein Fernglasbuch aufheben.
Ich will Sie aber mit folgenden stichwortartigen Anmerkungen auf grobe Fehler in den Annahmen und Schlußfolgerungen der Merlitzschen Darstellung hinweisen:
1. Der sog. „Globuseffekt“ tritt nur mein Schwenken des Fernglases auf, ist also ein dynamisch zu erklärender Effekt. Die Verzeichnung oder Empfindung einer Verzeichnung gemäß Merlitzscher Darstellung als Ursache müßte auch zu einem „Globuseffekt“ bei nicht geschwenktem Fernglas führen.
2. Die immer wieder von H.M. behauptete Zentralsymmetrie (also bezüglich eines Mittelpunktes) entbehrt jeder Grundlage, weil die Schwenkrichtung die im optischen System zunächt vorhandene Zentral- bzw. Rotationssymmetrie „bricht“ und die Verteilung der Lateralgeschwindigkeiten aller Bildpunkte beim Schwenken deshalb nicht mehr zentralsymmetrisch, sondern lateralsymmetrisch (d.h. bezüglich einer Geraden oder „spiegelsymmetriesch“) wird. Dabei gibt es zwei Sammetrieachsen, eine in Schwenkrichtung und eine senkrecht dazu, wobei die letzgenannte die Ursache für das scheinbar auf einer zylindrischen Fläche abrollende Bild ist (die Zylinderachse ist parallel zu dieser zur Schwenkrichtung rechtwinkligen Achse).
3. Alle sich auf Helmholtz beziehende Aussagen zur Wahrnehmung gerader Linien im Randbereich größerer Sehwinkel sind in der Merlitzschen Darstellung deshalb falsch interpretiert, weil die merlitzsche Interpretation übersieht, daß das Auge sowohl beim Blick durch das Fernglas wie auch ohne Fernglas einemn solchen Effekt (der übrigens im Vergleich zu der für die „Globuseffekt“-Korrektur nötigen Verzeichnung verschwindend klein und darum unbedeutend ist) unterliegt. Demzufolge müßte das Auge auch ohne Fernglas einen Globuseffekt wahrnehmen, den aber bisher noch niemand beschrieben hat.
Es ist gar nicht nötig, auf weitere Details einzugehen, denn jeder einzelne dieser drei Punkte meiner Kitik bringt ja schon das ganze System des Merlitzschen Kartenhauses zum Einsturz.
Da Sie sich die Mühe gemacht hatten, einige Stunden über die Merlitzsche Darstellung nachzudenken, kann ich hoffen, daß Sie wenigstens ein Viertelstündchen für die drei obengenannten Einwände opfern werden und Ihnen dann klar wird, daß Sie einer Fatamorgana auf den Leim gegangen sind.
Ich verstehe ja Herrn Merlitz' Ärger darüber, daß nun jemand wie ich daherkommt und das mit wenigen Worten für „total falsch“ erklärt, worauf er so stolz ist und wofür er von Leuten, die nur seiner Argumentation gelauscht zu wenig andere Aspekte bedacht haben, Applaus bekommen hat. Der Mensch läßt es nicht gern zu, wenn das, was Ruhm und Ehre verspricht, wie ein angestochener Luftballon zu platzen droht. Das Gehirn schaltet in solchen Fällen gern ab oder auf Verdrängung, und nur so erkläre ich mir, daß ein so intelligenter und beruflich erfolgreicher Naturwissenschaftler wie Holger Merlitz die Augen vor meinen Gegenargumenten verschließt.
Also lassen wir ihm bis zum Erscheinen meines Buches die Freude an seiner Internetseite und ihrer weltweiten Wirkung.
Walter E. Schön