obwohl ich weiss, dass ich wieder einmal wütende Attacken über mich ergehen lassen muss:
Walter schreibt:
1. Der sog. „Globuseffekt“ tritt nur mein Schwenken des Fernglases auf, ist also ein dynamisch zu erklärender Effekt. Die Verzeichnung oder Empfindung einer Verzeichnung gemäß Merlitzscher Darstellung als Ursache müßte auch zu einem „Globuseffekt“ bei nicht geschwenktem Fernglas führen
Meine Antwort:
Der Globuseffekt ist dynamisch und tritt nur beim Schwenken auf. Die tonnenförmige Verzeichnung des visuellen Raumes ist immer vorhanden, selbstverständlich auch im statischen Bild. Sie ist aber relativ schwach ausgeprägt und fällt nicht ins Auge, weil jede Kante in der Nähe der Blickrichtung stehts gerade erscheint (siehe Abb. 7, unten rechts). Unser Auge nimmt die Verzeichnung daher nicht wahr, auch im Alltag nicht, sie ist aber in vielen Experimenten gemessen worden.
2. Die immer wieder von H.M. behauptete Zentralsymmetrie (also bezüglich eines Mittelpunktes) entbehrt jeder Grundlage, weil die Schwenkrichtung die im optischen System zunächt vorhandene Zentral- bzw. Rotationssymmetrie „bricht“ und die Verteilung der Lateralgeschwindigkeiten aller Bildpunkte beim Schwenken deshalb nicht mehr zentralsymmetrisch, sondern lateralsymmetrisch (d.h. bezüglich einer Geraden oder „spiegelsymmetriesch“) wird. Dabei gibt es zwei Sammetrieachsen, eine in Schwenkrichtung und eine senkrecht dazu, wobei die letzgenannte die Ursache für das scheinbar auf einer zylindrischen Fläche abrollende Bild ist (die Zylinderachse ist parallel zu dieser zur Schwenkrichtung rechtwinkligen Achse).
Meine Antwort:
Das Schwenken ist zwar lateralsymmetrisch, die wahrgenommene Wölbung jedoch zentralsymmetrisch, weil die tonnenförmige Verzeichnung und daher die Abbildung zentralsymmetrisch ist. Ein Gegenstand bewegt sich am Bildfeldrand langsamer als in der Mitte, links wie rechts wie oben wie unten. Auch das ist eine direkte Folge des Helmholtz Experiments, in dem sowohl die vertikalen als auch die horizontalen Linien verzeichnet werden.
3. Alle sich auf Helmholtz beziehende Aussagen zur Wahrnehmung gerader Linien im Randbereich größerer Sehwinkel sind in der Merlitzschen Darstellung deshalb falsch interpretiert, weil die merlitzsche Interpretation übersieht, daß das Auge sowohl beim Blick durch das Fernglas wie auch ohne Fernglas einemn solchen Effekt (der übrigens im Vergleich zu der für die „Globuseffekt“-Korrektur nötigen Verzeichnung verschwindend klein und darum unbedeutend ist) unterliegt. Demzufolge müßte das Auge auch ohne Fernglas einen Globuseffekt wahrnehmen, den aber bisher noch niemand beschrieben hat.
Meine Antwort:
Wie zu 1), die tonnenförmige Verzeichnung sieht man im Alltag nicht, weil das Auge sein Bild von der Umgebung aus lokalen Zellen zusammensetzt, in denen gerade Konturen jeweils gerade erscheinen. Der 'Schwenk' funktioniert mit dem freien Auge auch anders: Er verläuft nicht kontinuierlich, sondern sprunghaft, weil das Auge beim Schwenken einzelne Objekte kurzzeitig fixiert und dann weiter springt. Daher ist der Globuseffekt schwer zu erkennen. Es ist aber möglich mit dem Wandexperiment: Man laufe nah an einer Wand entlang und betrachte deren Oberfläche. Diese muss man vor dem Auge vorbeilaufen lassen, ohne einzelne Punkte zu fixieren. Dann erkennt man die Wölbung und den Globuseffekt. Im Fernglas funktioniert das automatisch, weil die 'Wand' dort viel schneller und gleichmässiger vor dem Auge schwenkt als bei der Beobachtung mit dem freien Auge.
Diese Aspekte sind in der Wahrnehmungspsychologie diskutiert, und ich empfehle Walter E. Schön wärmstens, sich hier mal schlau zu machen.
So, jetzt muss ich mal wieder arbeiten!
Viele Grüsse,
Holger Merlitz