Ich stimme zu, daß eine Deplazierung (Verschiebung, Verkippung) der Prismen aus der bei der Kollimation fixierten Lage sicher der häufigste Grund dafür ist, daß es zu Bildverschiebungen kommt, die dann Fusionsprobleme bereiten. Nur kann das nicht die Ursache im fraglichen Falle sein, weil dann die Probleme von Herrn Nickel nicht auf den Nahbereich beschränkt gewesen wären. Außerdem ging es in der gesamten Diskussion zwischen „konfokal“ und mir ausschließlich um die von „konfokal“ als mögliche Ursache der Probleme genannte windschiefe Knickbrückenachse (relativ zu den optischen Achsen in der Einstellung, bei der Herr Jülich durchs Fernglas geschaut hat, also bei Einstellung auf seine Augenweite).
Was den in der Normen zugelassenen Fehlwinkel von 1° betrifft, so wäre noch wichtig zu wissen, ob er objektiv- oder okularseitig zu gelten hat. Das wäre ein großer Unterschied, da der okularseitige Fehlwinkel fast um den Vergrößerungsfaktor größer ist als der objektivseitige.
Ich hatte einen deutlich kleineren Wert erwartet, wenn er objektivseitig gelten sollte. Okularseitig wäre er denkbar, auch wenn er mit 1° kleiner als der von mir berechnete und von „konfokal“ bestätigte Fehlwinkel von 3,45° ist. Denn wie ich schon schrieb, erfordert dieser Wert von 3,45° nur ein entsprechend stärkeres Einwärtsschielen, was gesunden Augen immer (bis hin zur kürzesten Fernglasentfernung 2 m) problemlos möglich ist, während Bildversatz in anderen Richtungen, nämlich a) vertikal nur innerhalb sehr kleiner Winkelbereiche (die wahrscheinlich nicht größer als der Panum-Bereich sind) ausgeglichen werden können, und b) horizontal so, daß Auswärtsschielen nötig ist, zwar immer noch leichter als vertikaler Bildversatz, aber bei Beobachtung auf sehr große Entfernung (Herr Nickel hatte aber Probleme in der Nähe!) doch schon schwieriger als in entgegengesetzter Richtung kompensierbar sind. Da die Norm nicht zwischen Bildversatz in verschiedenen Richtungen unterscheidet, sondern nur einen einzigen Wert angibt, muß sich dieser natürlich am ungünstigsten Falle orientieren, d.h. am vertikalen Bildversatz. Und genau das ist der Grund, warum selbst ein deutlich kleinerer Wert in der Norm als 3,45° überhaupt kein Gegenargument zu meinen Aussagen darstellt.
Walter E. Schön