Hier noch eine nette Ergänzung zu dem oben vorgeschlagenen Weg, Bekanntschaft mit seinem Panum zu machen, die mir in der Mittagspause eingefallen ist. Natürlich eignet sich das Verfahren auch dazu, den Horopter erfahrbar zu machen, er liegt in unserem Testverfahren genau an der Stelle der LED. Wiederholte man die Messungen für jeweils die exakt gleiche Entfernung von Auge und LED (in unserem Beispiel 50cm) mit jeweils unterschiedlicher seitlicher Lage oder vertikaler Lage der LED relativ zum Auge, also für alle unserem natürlichen Blickfeld zugänglichen Punkte im Raum bei eben immer gleicher Entfernung zum Auge, so markierte die jeweilige Lage der LED den Horopter, man könnte ihn damit also empirische abtasten und so die in einer Entfernung von 50cm liegende halbschalenähnliche konkave Form detektieren. Für alle anderen theoretisch gedachten neuen Entfernungen, also jeweils beliebig fein gewählte Abstände von Tiefenschichten könnte man bei Wiederholung aller dieser Raummessungen unter jeweils konstanter Entfernung erneut die dann in der Form veränderte Horopterschale bestimmen und würde dabei erleben, wie er in ca. 2m Entfernung zur flachen Ebene wird und bei darüber hinausliegenden Entfernungen sich konvex verbiegt.
Dieser harmlose kleine Test macht also eine „unsichtbare“ Eigenschaft unserer Wahrnehmung erfahrbar. Er zeigt, wie genial unser Gehirn durch Ausfiltern und Unterdrücken der unzähligen sich sinnesphysiologisch ergebenden Doppelkonturen vor und hinter der Panumzone und vielmehr allein durch Konzentration, Interpretation und einheitliche Verschmelzung der Doppelbilder, die in der Panumzone leicht jenseits und diesseits der Horopterschale liegen, unserem Bewußtsein ein einheitliches dreidimensionales Bild vermittelt. Diese Bild wird für jeden noch so raschen Entfernungswechsel und beim Wechseln der Blickrichtung blitzschnell neu generiert. Es ist faszinierend auch an diesem Beispiel zu verstehen, wie enorm viel „überflüssige“ Information, die unsere Sinnesorgane eigentlich physiologisch liefern, vom Gehirn weggefiltert werden muß, um das erfahrbar zu machen , was wir für die Welt halten, die aber in Wirklichkeit so unendlich viel mehr ist, als Sinne und Verstand uns davon zeigen mögen.
In diesem Sinne wünsche ich allen Fernglasbeobachtern beim Blick in und auf die Welt, ob mit unserem geistigen oder dem realen Auge, ein wenig von dem Schauer zu erspüren, der einen angesichts der Erhabenheit der Natur gelegentlich überkommen kann, selbst beim Anblick einer Monitor-LED.