Mit den beiden von Ihnen ins Auge gefaßten Marken und Produkten machen Sie nichts verkehrt. Egal, wie Sie sich entscheiden werden, wird es eine gute Entscheidung sein. Keines dieser Modelle ist den anderen in allen Aspekten überlegen, sondern ein Glas hat da, ein anderes dort kleine Vor- oder Nachteile. Immer werden Sie hinterher Zweifel haben können, ob es nicht besser gewesen wäre, sich anders zu entscheiden, wenn Sie nicht aufhören, sich mit den minimalen Unterscheiden zu befassen, statt sich darauf zu konzentrieren, aus dem gekauften Gerät das Beste herauszuholen und sich über seine Leistung zu freuen.
Obwohl ich Ihnen rate, jetzt Ihr Gefühl (damit meine ich in erster Linie die Beurteilung der Haptik) entscheiden zu lassen, möchte ich zur Frage nach der idealen Vergrößerung noch auf einen wichtigen Punkt hinweisen: Das sich bei höherer Vergrößerung stärker nachteilig auswirkende Bildzittern, das den Gewinn an Detailerkennbarkeit wieder teilweise aufhabt, wurde schon erwähnt. Auch die größere Schärfentiefe bei geringerer Vergrößerung, was u.a. weniger häufiges Nachfokussieren erfordert, wurde genannt (ist aber für Sie als jungen Menschen bei weitem unwichtiger als für einen über 50 Jahre, dessen Akkommodationsfähigkeit schon stark nachgelassen hat und weiter nachläßt). Was nicht ausreichend zur Sprache kam, war das bei geringerer Vergrößerung größere Sehfeld, das bei mancher Art von Vogelbeobachtung (nicht einzelner Vögel, aber von Kolonien oder Schwärmen) sehr nützlich sein kann. Insbesondere das Swarovski 8,5x42 EL zeigt hier zusätzlich noch wegen des überdurchschnittlich großen scheinbaren Sehwinkels eine besondere Stärke, wie Sie meiner Liste [
www.juelich-bonn.com] entnehmen können, in der es den Spitzenplatz seiner Klasse belegt. Ob das bei Ihren Beobachtung ein wichtiges Kriterium ist, können aber nur Sie entscheiden.
Zum Sevice kann ich beiden Firmen aus eigener Erfahrung nur Bestnoten geben. Swarovski bekommt wegen eines erst drei oder vier Wochen zurückliegenden Falles sogar eine Eins mit Stern: Ich hatte auf einer etwa 12 km langen Wanderung (ca. 60% davon durch Wald) auf dem Rückweg einen Objektivschutzdeckel meines mitgeführten 8x32 EL verloren, dessen Gummiring nicht sonderlich fest saß (was ich zuvor bereits bei der Rast in einem Biergarten bemerkte). Ich schrieb nach der Rückkehr noch am Sonntagabend einen Brief an die deutsche Swarovski-Vertretung in Rosenheim und fand bereits am Dienstag früh um ca. 9 Uhr im Briefkasten zwei neue Objektivschutzdeckel ohne Rechnung, aber mit guten Wünschen für weiterhin viel Freude am Beobachten mit meinem Fernglas).
Zum Vergleich ein anderer Fall: Ich schickte am 8.1.2008 ein Nikon Fieldmicroscope (das ist ein kleines, leichtes und tragbares Stereomikroskop mit 20facher Vergrößerung und integrierter Beleuchtung) wegen eines offensichtlichen Materialfehlers an die deutsche Nikon-Vertretung nach Düsseldorf. Am blau lackierten Ständer der Mikroskops blätterte der Lack in großen Blasen ab, obwohl das Gerät nie irgendwelchen mechanischen Belastungen, chemischen Flüssigkeiten, aggressiven Gasen, Feuchtigkeit o.ä. ausgesetzt und bei Nichtbenutzung immer in der gepolsterten Tragetasche aufbewahrt worden war. In der Eingangsbestätigun, die ich drei Tage später bekam, war die durchschnittliche Reparaturzeit mit ca. fünf Tagen angegeben, was zunächst Freude auslöste (vor allem bei meiner Frau, die damit gern im Garten allerlei Pflanzenteile und Insekten betrachtete). Als ich aber nach drei Wochen noch nichts von Nikon hörte, frage ich per eMail nach und erhielt zur Antwort, daß man derzeit wegen des hohen Reparaturaufkommens die angepeilten fünf Tage nicht einhalten könne. Zur weiteren Verfolgung der Angelegenheit wurden mir ein Link und eine „Login-Nr.“ mitgeteilt. Leider war dort aber auch die nächsten Tage nichts zu erfahren. Dann fand ich dort einen Kostenvoranschlag über 88,56 Euro vor. Damit war ich, weil es sich eindeutig um einen Materialfehler handelte, aber nicht einverstanden, und so schrieb ich wieder eine eMail. Man sagte mir daraufhin zu, die Angelegenheit nochmals zu prüfen, und dann bekam ich die Zusage, daß man die Reparatur aus Kulanz durchführen werde (da die Garantiezeit schon abgelaufen war). Nun ist diese Kulanzzusage zwar positiv zu beurteilen, sollte aber angesichts des ganz offensichtlichen Material- oder Verarbeitungsfehlers bei einem solchen Hersteller selbstverständlich sein. Leider mußte ich dann aber wieder wochenlang warten, und erst als dann erneut per eMail nachfrage, wann denn die Reparatur abgeschlossen sei, kam innerhalb weniger Tage, aber eben erst zehn Wochen nach dem Einsenden des Mikroskops an Nikon, das Gerät repariert zurück. Das ist nicht der Kundendienst, den man sich bei einem Hersteller der Topklasse wünscht.
Zum Schluß noch eine kleine Korrektur an einer Aussage von Herrn Frank Distel. Er schrieb: „In der Transmission wird dieses Swarovski aufgrund der etwas geringeren Vergrößerung eher besser sein als das 10 x 42 FL.“ Richtig wäre gewesen: „In der Bildhelligkeit bei schwachem Licht (z.B. im Wald oder in der Dämmerung)! wird dieses ...“. Denn die geringere Vergrößerung hat keinen Einfluß auf die Transmission, sondern führt nur zu einer größeren Austrittspupille, und die ist es, die dann bei schwachem Licht, also wenn die Augenpupille sich weitet (hier auf mehr als 4,2 mm Durchmesser), zu einem helleren Bild verhilft.
Walter E. Schön