Stellen Sie sich das Nikon Fernglassortiment wie einen riesengroßen Gemischtwarenladen vor mit angeschlossener Feinkostabteilung. Wer sich die angebotenen Güter genauer betrachtet, der erkennt schnell, dass Kaufleute dominieren und Entwickler allenfalls geduldet sind.
Da wird eine sehr gute Porroglasserie mit Einblickmängeln munter weiterproduziert, wird für das sehr gute Bild gelobt und für das schwierige Einblickverhalten getadelt, aber die Entwickler sind raus, Freunde laßt die Finger von Änderungen, es wird zu teuer.
Die HG sind keine Meisterleistung zum Discounterpreis, sondern sie sind korrekt ausgepreist. Die Werte für Kontrast und Auflösung bleiben ein gutes Stück hinter denen der europäischen Wettbewerbern zurück. Die Dämmerungsleistung ist durch die technisch überholte Vergütung und die falsch gewählte Verspiegelungstechnologie signifikant schwächer als bei europäischen Wettbewerbern. Dies ist Nikon bekannt, den Kaufleuten aber egal. Durch das technologisch überlegene Konzept der japanischen Wettbewerber Canon und Kowa, mußte Nikon nachziehen, denn sie wissen aus Marktuntersuchungen, wie gefährdet die Position ihrer Ferngläser ist, die sich bisher im Schlepptau der Fototechnik verkauft haben. Um es noch einmal zu verdeutlichen, Nikon verkauft einen überproprotionalen Anteil an Ferngläsern an die eigenen Fotokunden. Canon hat mit der IS-Technologie dagegen völlig neue Kundensegmente erobert und spricht auch Interessenten an, die mit einer anderen japanischen Marke fotografieren bzw. die Fotografie nicht für so wichtig halten.
Also kommen jetzt neue Produkte und wie bei Nikon üblich, gibt es Mondpreise zur Unterstützung der Wertigkeit. Dann schaun wir mal, würde Franzl sagen, was da rauskommt. Schließlich schläft der Wettbewerb auch nicht, weder in Japan, noch bei uns in Europa.
Norbert Weigand