Ich möchte die von Hrn. Schön angesprochenen zwei verschiedenen Beobachtungssituationen beim Vogelbeobachten aus eigener Erfahrung kurz detailierter beschreiben.
Ich bin meist mit dem Fahrrad in offenen (Agrar)Landschaften unterwegs und habe ein Nikon HG-L 10x42 (früher ein 10x50 Action VII) und ein altes Lichter 9-30x63 als Notbehelf (quasi "Spektiversatz") mit. Dabei liegt der Schwerpunkt auf dem Beobachten in der Landschaft bzw. entlang der (meist gleichen) Fahrroute. Dazu ist eine leichte und rasch einsetzbare Fernoptik günstig. Das Zoom hat sich hier sehr bewehrt, weil ich es in 15 Sekunden im Einsatz habe und so konnte ich wegfliegende Vögel schon öfters noch erkennen und bestimmen. Die optische Qualität des Zooms ist natürlich schlecht (inzwischen hat es auch noch Schäden auf den Linsen). Bis ca. 15-fache Vergrößerungen kann ich es freihändig benützen, abhängig von der Tagesform (Stress und zu viel Kaffee wirken sich bei mir merkbar aus) und wenn es nicht zu windig ist. Bei noch höherer Vergrößerung lege ich es auf den Radsitz auf. Über 25-facher Vergrößerung wird das Bild dann richtig schlecht (kräftige Farbsäume, flau und kontrastarm...).
Zwischendurch halte ich an interessanten Punkten (durchschnittlich 1/2 bis 1 Stunde). Da ist dann ein Spektiv mit Zoom und Weitwinkelokular das richtige Beobachtungsmittel (für Details und weit Entferntes) und ein Fernglas (für das Absuchen und den Überblick).
Es gibt auch eine Beobachtungssituation, wo ich mir das EL 8,4x42 wünschen würde. Zum Beispiel beim Brutvogelmonitoring mit der Punkt-Stopp-Methode. Da werden alle Vögel, die man in 5 Minuten an einem Punkt gesehen und gehört hat (unterschieden zwischen singend und rufend) gezählt. Dazu ist ein 7 bis 8-faches Fernglas viel besser geeignet als ein 10-fach Glas. Hier ist das weite Sehfeld, die größere Schärfentiefe und das weniger oft notwendige Scharfstellen von entscheidendem Vorteil. (Voriges Jahr hab ich sogar auf mein altes Steiner Ralley 7x50 zurückgegriffen. Dessen Gewicht von über 1 kg ist aber für längere Beobachtung (über 2 Stunden) für mich heute nicht mehr akzeptabel. Dazu macht sich die nachlassende Akkomodation eines Mitvierzigers auch bemerkbar. Vor 20 Jahren war beides kein so großes Problem (zumindestens in der Erinnerung nicht).
Vollkommen anders ist das Beobachten mit Auto. Da nehme ich lieber mehr mit als weniger, für alle Fälle. Bei Beobachtungsgängen vom Auto aus, kann man dann kurzfristig entscheiden, was man alles mitnimmt. Hier spielt das Gewicht (einzeln und gesamt), die Handlichkeit und die Anzahl der Beobachtungsmittel (fast) keine Rolle. Natürlich hängt das vom Auto und der Zahl der Insassen und deren Ausrüstung (Spektiv, Stativ, Fernglas, Kamera, Rucksack etc.) ab. Bei 4 Ornis (so die Kurzbezeichnung für Ornithologen) mit voller Ausrüstung wird mancher Mittelklassenkofferraum schnell zu klein.
Das EL 8,5x42 steht ganz oben auf meiner Fernglas-Wunschliste, dann kommt das FL 10x42 (weil ich schon ein gutes 10-fach Glas habe) und das Conquest 12x45 (für Spezialfälle oder in Kombination mit dem 8,5x42). Als kompaktes Zweitglas wär das Nikon 8x32 auch nicht schlecht. Und das EDG klingt auch spannend.
Das Beobachten mit Qualitätsoptiken macht süchtig, fürchte ich,
meint JC_4