Der Vorschlag, mit einer Visitenkarte (oder auch einem anderen kleinen Gegenstand, z.B. einer Bleistiftspitze) zu prüfen, wie nah Sie diese vor die Augen halten können, bevor Sie ähnliche Probleme wie bei der Nahbeobachtung mit dem Fernglas bekommen, ist nützlich. Sie sollten aber zusätzlich wissen, daß sich der Schielwinkel, der dafür nötig ist, die beiden Bilder im linken und rechten Auge für den nahen Gegenstand zur Deckung zu bringen, annähernd proportional zur Vergrößerung des Fernglases vergrößert. Genauer: Beim Schauen durchs Fernglas müssen die Augen im Nahbereich bei der n-fachen Entfernung schon so stark konvergieren (einwärts schielen) wie bei derjenigen, bei der Sie ohne Fernglas Probleme bekommen. Wenn Sie also ohne Fernglas z.B. nur bis 0,5 m längere Zeit ohne große Anstrengungen auf einen Gegenstand schauen (Fachausdruck: fusionieren = beide Bilder zu Deckung bringen) können, dann können Sie das mit einem 8fach vergrößernden Fernglas nur bis zu einer kürzesten Entfernung von ca. 8 · 0,5 m = ca. 4 m. Das Fernglas scheint aufgrund seiner Vergrößerung alle betrachteten Gegenstände auf eine kürzere Entfernung heranzuholen, z.B. ein 8fach vergrößerndes Fernglas auf 1/8 der wahren Entfernung. Entsprechend müssen beide Augenachsen so konvergieren wie bei einem Gegenstand in der entsprechend verkürzten Entfernung. Bei Ihrem 8fach-Fernglas bei 2 m Abstand also wie auf einen nur 2 m : 8 = 0,25 m kleinen Abstand. Das scheint für Ihre Augen schon zu nah zu sein.
Sollten Sie noch nie beim Augenarzt gewesen sein, wäre es in diesem Falle nicht verkehrt, sich mal untersuchen zu lassen. Vielleicht haben Sie eine bisher noch unbemerkte Weitsichtigkeit oder einen latenten Schielfehler.
Walter E. Schön