Hallo Herr Fremerey,
für mich sind ihre Ergebnisse messtechnisch nicht unbrauchbar. Im Gegenteil. Ich habe weniger an dem ästhetischen Aspekt ein Interesse, als an dem, was mit Ihrer Technik machbar ist. Hier scheint ein messtechnisches Dogma ausgehebelt, und dennoch kommen Sie zu Ergebnissen. Doch bei näherer Betrachtung haben wir früher mit Photoplatten gearbeitet. Das war noch viel schlechter, ging trotzdem und löste eine Revolution in der Astronomie aus. Vom ästhetischen Wert der Aufnahmen zu schweigen. Wir übersehen gerne, daß CCD-Astronomie ganz andere Möglichkeiten eröffnet, nehmen das Gegebene als Standard an, und übersehen, daß es nicht die Grenze ist. Gerade als die CCDs in den Siebzigern erste Eindrücke vermittelten, stand die Astrophotografie in der Blüte und verendete rasch, ohne daß das gesammelte Wissen Spuren in der digitalen Technik hinterließ. Es scheint als habe man das Rad neu erfunden und wüßte nicht daß es immer noch rund ist.
Es beruhigt mich nie zu sehen, daß unsere damaligen Ideen heute Standard sind. Im Gegenteil ich frage mich immer: geht das noch besser?
Mich hat ihr Experiment immerhin so neugierig gemacht, wie die hochaufgelösten Aufnahmen von Planeten mit einfachen Webcams. Und ich würde gerne mehr über das technisch Mögliche in Erfahrung bringen.
Sehen Sie es so, wenn wir mit vermeintlich "schlechtem" Ausgangsmaterial so gute Ergebnisse bekommen, von denen wir beide erwarten, daß es noch besser gehen muss, was könn(t)en wir dann mit solchem Wissen mit gutem Material leisten? Den damaligen Algorithmen war nicht so ohne weiteres eine gewisse Robustheit beizubringen. Hätten Sie diese, könnte man es heute den Amateuren und Profis einfacher machen. De facto lese ich jedoch heute noch hier im Forum, daß man neigt aufzugeben und die teure Hardware in die Ecke zu stellen. Das ist etwas, an dem man arbeiten kann und sollte. Weswegen mich Ihre Ergebnisse geradezu reizen.
Ich meine, die Grenzen der Technik sind längst nicht ausgereizt. Und viel zu wenige beschäftigen sich mit Worst Case Szenarien, um das Mögliche aufzuzeigen. Deswegen beschäftige ich mich immer wieder gerne mit dem Worst Case. Die Astronomie ist eine empirische Wissenschaft und ich habe vor fünfzehn Jahren bemerkt, daß noch nicht einmal die Hintergründe und das Basiswissen der digitalen Bildverarbeitung verstanden sind. Heute fünfzehn Jahre später stelle ich fest, daß es heute noch so ist.
Wir sollten darüber mal privat philosophieren. Was geht, meine ich.
Gruß
Thilo Bauer
1-mal bearbeitet. Zuletzt am 25.09.07 23:27.