Lieber Herr Bauer,
Ihre Bewertung meiner Jupiteraufnahme finde ich interessant. Trotzdem ist mir nicht ganz klar, auf welcher Grundlage Sie zu dem Schluss kommen, dass hier die theoretische Auflösungsgrenze der Optik unterschritten wird.
Um die Sache zu objektivieren, könnte man z.B. eine mit dem HST gewonnene Jupiteraufnahme mit einer Unschärfe- bzw. Glättungsmatrix bearbeiten, die dem theoretischen Auflösungsvermögen eines 6"-Teleskops entspricht.
Aufgrund einer Gegenüberstellung von Fotos aus dem Buch "Outer Space Photography" von Henry E. Paul, die von einer kontrastreichen Zeichnung des Planeten Saturn bei Teleskopöffnungen zwischen 1,5 und 48 Zoll aufgenommen wurden, würde ich die Abbildungsschärfe meiner Jupiteraufnahme als durchaus meinen Erwartungen entsprechend einordnen.
Wie bereits an anderer Stelle bemerkt, ist es ja immerhin schon sehr erfreulich, dass man mit den Mitteln der modernen Video- und Stacktechnik inzwischen trotz der Luftunruhe überhaupt in die Nähe der theoretischen Leistungsgrenze von Teleskopen kommt. Mir fehlen aber im Moment noch die Kriterien, die mich davon überzeugen könnten, dass die Abbildung bereits erkennbar besser sei als entsprechend der klassischen Theorie.
Man darf auch nicht außer Acht lassen, dass meine Jupiteraufnahme durchaus nicht ganz frei von Bearbeitungsartefakten ist. Insbesondere Schärfungsartefakte können ja bekanntlich einen Detailreichtum vortäuschen, der gar nicht mehr der Realität entspricht.
Das ist übrigens auch ein Grund dafür, warum ich bewußt keine größeren Abbildungsmaßstäbe für die Darstellung meiner Fotos wähle. Die Jupiterabbildung entspricht ja bei einem Betrachtungsabstand von 60 cm und "normalem" Abbildungsmaßstab (100%) bereits einem Okulareinblick bei einer Austrittspupille von 0,5 mm. Andere Autoren in den Astronomie-Foren gehen da oftmals erheblich weiter, wobei die Abbildungen dann erwartungsgemäß auch zunehmend an "Schärfe" verlieren.
Sie sind doch offensichtlich - auch durch Ihre berufliche Praxis - sehr versiert i.S. Bildbearbeitung. Könnten Sie denn versuchsweise einmal einen Unschärfetest der oben genannten Art mit Jupiter selbst ausführen und das Ergebnis hier zeigen? Ich fände das schon recht spannend und lehrreich.
Gruß,
Jan Fremerey
www.astro-vr.de
1-mal bearbeitet. Zuletzt am 29.11.07 13:09.