Hallo Herr Merlitz,
die klassische Formel nimmt zwei gleich helle Punktlichtquellen an. Ist der Kontrast schlechter (eine Quelle also dunkler, als die andere) sinkt die Trennschärfe eher und damit die theoretische Auflösung. Zumindest bei Doppelsternen. Was nicht heißen muss, daß man sie nicht immer noch als zwei sehen kann. Die Physiologie des Auges ist bei der Aufstellung der Formel nämlich nicht in Betracht gezogen worden.
Das sinnvollste Kriterium wäre, wie gesagt und aus physikalischer Sicht, die Ermittlung der größten Ortsfrequenz im Bild. Von dieser Annahme geht die Speckle-Interferometrie aus. In der FFT einer Speckle-Wolke eines Sterns sehen wir also die Pupillenfunktion des Teleskop als Grenzfrequenz. Nach der Theorie führt dies jedoch zu der irrigen Meinung, daß man keine höhere Auflösung betreiben könnte, da ja intuitiv durch diese höchste Ortsfrequenz im Bild das Auflösungsvermögen begrenzt ist (optischer Bandpass).
Trotzdem funktioniert Superresolution. Kurios ist das schon, wenn man klassische Physik hinterfragt und mit experimentellen Ergebnissen vergleicht.
Ich bezeichne dies inzwischen als Shannon-Paradoxon.
Denn noch beknackter wird es im Michelsonschen Sterninterferometer. Grob vereinfacht, erzielt es nämlich die doppelte Auflösung, dadurch, daß man bewußt Ortsfrequenzen aus der Pupille herausschneidet. Weswegen man sogar getrost davon ausgehen darf, daß Spiegelteleskope mit Obstruktion per se eine höhere Trennschärfe besitzen, als Refraktoren. So funktioniert übrigens auch die Erhöhung der Auflösung im Phasenkontrastmikroskop, das eine Kombination aus Interferometer mit einer zusätzlichen Phasenverschiebung darstellt.
Nun habe ich Ihre astronomischen Mythen jedoch genug durcheinander gewirbelt... :-)
Viele Grüße
Thilo Bauer
6-mal bearbeitet. Zuletzt am 29.11.07 18:27.