Hallo Herr Werres,
> So ist es doch auch mit dem Saturnring. Die Cassiniteilung ist knapp 0,8", aber weil der Kontrast hoch ist, sehen wir Sie auch im Vierzöller. Die Frage ist nur, wird sie korrekt oder wegen der Beugungsgrenze dicker dargestellt als sie ist?
Visuell reagiert das Auge (besser wohl dürfen wir Annehmen die gesamte neuronale Bildverarbeitung inklusive dem Sehzentrum) sehr empfindlich auf feinste Kontraste. Genaugenommen, geht man heute davon aus, daß das Auge sogar nur differentielle Eindrücke wahrnimmt. Eine Art Vorkomprimierung der Daten, ohne die es die Sinneseindrücke wohl nicht verarbeiten könnte. Dies steht in krassem Widerspruch zu den aktuellen Forderungen astronomischer Bildverarbeitung, doch wäre es eigentlich wünschenswert, solche Kameras zu haben.
Das Auge bietet noch einen weiteren Vorteil gegenüber den wesentlich empfindlicheren, modernen CCD- oder CMOS-Kameras. Die Quanteneffizienz des menschlichen Auges wurde irgendwann mal abgeschätzt und mutet gegenüber modernen Fotokameras geradzu erbärmlich an. Selbst meine Rotaugenlaubfrösche können besser in der Nacht sehen, als ich. Doch bin ich in der Lage Sterne zu sehen, die wir mit ähnlich kurzen Belichtungszeiten auf keinem Chip der Welt abgebildet finden (Belichtungszeiten habe man hier mal angesetzt als Verweildauer des ständig in Bewegung befindlichen Auges beim Blick durch das Okular).
Diese Überlegenheit des Auges mit einem wie auch immer gearteten elektronischen System nachzuempfinden, um es in der Astronomie einzusetzen, wäre in der Tat noch eine meiner Visionen, für die ich meine Seele verkaufen würde.
Gruß
Thilo Bauer
5-mal bearbeitet. Zuletzt am 29.11.07 19:58.