06. Februar 2009 12:47
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Herr Müllers,
und mir ist unklar, wie Sie daraus falsche Schluesse über meine Beobachtungsinteressen ziehen. Gut möglich, dass wir aufgrund verschiedener Akkommodationsbreite zu verschiedenen Auffassungen über die Bedeutung einer leichtgängigen Fokussierung bei niedrigen Vergrößerungen kommen. Bei einem hochvergrößernden Porro gebe ich Ihnen vollkommen recht, auch für mich gehört die Leichtgängigkeit meines 20x70 zusammen mit dem großen Sehfeld zu seinen wichtigsten Eigenschaften. Ich habe auch die gefühlte Schwergängigkeit der dichten Habichte nirgendwo bestritten. Aber bei einem 7xfach zwischen unendlich und 5m oder 4m hatte ich bisher noch nie ein Geschwindigkeitsproblem und dachte deshalb, Sie übertreiben es da ein bisschen. Wenn ich im Nahbereich beobachte habe ich außerdem mein Glas meistens so weit vorfokussiert, dass selbst unser altes fokussiersteifes 8fach Familienporro rasch genug scharfzustellen ist. Im übrigen kommen bei den Vögeln, die mich interessieren und meiner Art sie zu beobachten große plötzliche Entfernungswechsel zwischen Nahbereich und Unendlich eher selten vor. Ich merke, dass dies alles bei Ihnen anders liegt, aber mehr auch nicht.
Ich halte die Einführung des vorgeschlagenen neuen Scharfstellgeschwindigkeitsindex aus verschiedenen Gründen für wenig hilfreich. Zum einen ist die von uns diskutierte Verstellkraft darin nicht erfasst, die die Geschwindigkeit m. E. ebenso deutlich wenn nicht noch mehr beeinflusst. Die Geschwindigkeit ist auch veränderlich, denn manche Hersteller oder Werkstätten bieten den Service an, die Gängigkeit der Fokussierung durch Schmiermittelwechsel verschiedenen Wünschen, z.B. extremen Temperaturbereichen, anzupassen. Hinzu kommt, dass z.B. die lang übersetzten alten Uppendahl-Trinovids gerade für ihre Fokussierung von einigen Beobachtern immer noch sehr geschätzt werden, obwohl der Verstellweg aus heutiger Sicht und damit ihr Vergleichsindex sicher schlecht ausfiele. Umgekehrt hätten einige BN-Trinovids der Nachfolgeserie und die frühen Ultravids vermutlich einen perfekten Indexwert, obwohl ihr leicht ruckeliger Schneckengang präzises Einstellen deutlich verlangsamte und deshalb von vielen zu Recht moniert wurde. Auch ein ungleichmäßiger unrunder Lauf kann unangenehm sein, usw. usw. Deshalb bin ich der Überzeugung, dass man alles, was unter Handhabung fällt, besser individuell ausprobieren sollte, anstatt ein Glas aufgrund irgendeines noch so eindeutig definierten Zahlenwertes vorschnell einzuschätzen und dadurch womöglich die Auswahl zu verzerren. (Wenn ich nicht wuesste, dass Herr Schön als ausgewiesener kritischer Fachmann es ernst damit meinte, hätte ich einen „Scharfstellgeschwindigkeitsindex“ eher im Repertoire von Steiners Marketingvokabular vermutet).Wenn ich es recht sehe, dann vergrößern zu viele Kennzahlen für manchen eher die Qual der Wahl, als sie zu erleichtern. Man stolpert auf der Suche nach tabellierter Leistung über einen weiteren erklärungsbedürftigen Wert, der im konkreten Fall individueller Handhabung m.E. weniger Aussagekraft hat als angenommen und wird womöglich von den viel wichtigeren optischen Kenndaten abgelenkt. So etwas kann unglücklich machen - wovon der arme MC schon in Sachen Gewicht ein Lied singen kann und auch singt. Wenn er jetzt noch einen Scharfstellgeschwindigkeitsindex zum Vergleichen bekommt...)
1-mal bearbeitet. Zuletzt am 06.02.09 12:51.