…dennoch kann die gesamte Transmission von Porrogläsern bei entsprechender Auslegung an die von AK-Dachkantgläsern herankommen, wenn man in der optischen Auslegung von Porros anderweitig Kompromisse eingeht. Allerdings liesse sich durch ähnliche Kompromisse auch die Transmission von AK-Dachkantgläsern weiter steigern, so dass insgesamt ein gewisser Vorteil für AK bestehen bleibt. Auch wenn das Ausmaß des AK-Helligkeitsvorteils seinerzeit deutlich überschätzt wurde, dieses obige Fazit der damaligen Debatte bleibt m. E. unverändert gültig, solange man für gleichgroße und vergleichbar ausgeleuchtete Sehfelder unterschiedliches Prismenglas verwenden muss.
AK-Prismen haben trotz längerem Lichtweg eine bessere Transmission als Porrprismen, weil ihr durchsichtigeres BK7-Material den Weglängenverlust überkompensiert. Für die Dispersion dürfte es umgekehrt sein, hier wird die geringere Weglänge sich für Porros günstig auswirken und ihrerseits die eigentlich höhere Dispersion des BaK4 überkompensieren. (Was mit ein Grund sein dürfte, weshalb ED- bzw. fluoridhaltige Objektive mit dem Aufkommen der längeren Prismenwege bei Dachkantgläsern interessanter wurden.) Aber egal wie Du es drehen und wenden willst, in Sachen Prismen-Transmission reicht dieselbe Weglängenverkürzung nicht ganz aus, der höhere Transmissionsgrad von niedrigbrechendem Glas im AK-System wiegt den dort längeren Weg mehr als auf.
Auch wenn die Wellenlängenabhängigkeit die Bedeutung der damaligen Transmisisonsberechnungen schmälert, wie Du kritisierst, weil ich mir damals für größtmöglichen Unterschied nur den Bereich der stärksten Diskrepanz im Violetten und Blauen herausgepickt, und den Bereich oberhalb 500nm wegen des dort vernachlässigbaren Unterschieds stillschweigend außen vor gelassen hatte, ist es m.E. keine „Richtigstellung“ die Transmissionsbeurteilung anhand eines blauvioletten Auschnitts des visuellen Spektrums für „völlig ungeeignet“ zu halten. Ihn auszublenden und umgekehrt pauschal zu behaupten, BaK4 und BK7 lägen im Visuellen integral gemittelt am Tag gleichauf, wird der Sache auch nicht gerecht.
Erstens macht es physiologisch keinen Sinn bei starkem Blauabfall über das Spektrum oberhalb von 500nm integral zu mitteln, weil dadurch die sichtbaren Unterschiede von bis zu 3% im Violett und etwa 2% im Blau nur rein rechnerisch weggebügelt werden, faktisch bleiben sie bestehen. Weder Violett (physiologisch von 370-450nm) noch Blau (455-485nm) sind aber für den visuellen Eindruck vernachlässigbare Farbkomponenten, erst recht nicht für den Schärfe- und Kontrasteindruck, denn kurzwelliges Licht kann die höchste Auflösung übertragen. Und egal ob bei Tag oder Nacht, es sind nicht alle Liebhaber leicht bernsteinfarben getönter Sehfelder, wie Du, deren Farbwahrnehmung es mag, wenn gleich zwei von den sechs die Farbbalance bestimmenden Zonen, (Violett, Blau, Grün, Gelb, Orange und Rot) abgedämpft sind und sie verschieben. (Ich hätte zu gern erfahren, was „Kritiker“ in einem seinerzeit zum Thema Kontrast und Farbbalance angekündigten Vortrag zu sagen gehabt hätte, weil er im Vorfeld andeutete, dass für den Kontrast mitnichten ein möglichst planer Transmissionsverlauf förderlich sei…)
Zweitens hat sich der Transmissionsunterschied von BaK4 und BK7 mit den neuen HT-Klassen von den Bereichen im Violetten und Blauen nun über das gesamte sichtbare Spektrum hinweg ausgeweitet, wie der Kurvenvergleich von HT-BaK4 und HT-BK7 in Deinem Diagramm schön zeigt. (Was im Übrigen meine Vermutung, zu höchsten Transmissionsklassen hin dürfte mit niedrigerer Brechzahl eine tendenziell höhere Transmission einhergehen, in diesem Fall bestätigt, auch wenn Du ihr noch so gern widersprichst.) Deshalb macht es zur Transmissionsbeurteilung hier in der Tat Sinn, den durchgängigen Unterschied nicht mehr nur lokal im Bereich stärkster Diskrepanz, sondern integriert gemittelt zu betrachten und als durchgängigen Helligkeitsvorteil mit ca. 1,2% zu bewerten. (Der bei entsprechender Streu- und Falschlichtunterdrückung auch auf Auflösung und Kontrast durchschlagen und eine höhere Bildqualität bewirken kann). Berücksichtigt man den längeren Weg im AK vermindert sich dieser Vorteil gegenüber Porroprismen zwar auf nur noch 0,8%, aber auch die sind sichtbar, denn im direkten Vergleich können schon minimal ca 0,3% Transmissionsdifferenz unterschieden werden.
(Ein Beispiel, dass man aber vielleicht bei Porros gar kein anderes Prismenmaterial einsetzen muß und auch heute wieder das hellere BK7 oder sogar HT-BK7 trotz niedrigerem Totalreflexionsgrenzwinkel verwenden könnte, und wie sich bei geschickter Auslegung damit dennoch ein großes Sehfeld ohne nennenswerte Vignettierung oder sonst gravierende Nachteile erzielen lassen sollte, steht im anderen Beitrag).
3-mal bearbeitet. Zuletzt am 26.03.13 18:58.