Hallo Herr Müllers,
die Riemenösen sitzen ja an einer für kleine Porros typischen Stelle, auf der dem Körper zugewandten Rückseite des Prismengehäuses, direkt unterhalb der Okulare, etwas nach aussen versetzt. Aber Sie haben recht, die hervorragenden und dicken Weitwinkelokulare machen es freihängend etwas kopflastig, was dazu führen kann, daß das Nikon EII sich gern kopfüber, und am Rand der Objektivabschlußkappen am Bauch abgestützt, nach vorn beugen möchte. Diesem allzu freiheitlichem Drang kann jedoch Einhalt geboten werden! Wir müssen dazu nur eine weitere Randbedingung erfüllen und können dann drei Grenzfälle unterscheiden:
1. Randbedingung: Benutzt man die originale, einteilige Okularabdeckung und führt den Riemen auch durch deren Ösen, liegt der Drehpunkt des Glases etwas höher bzw. der Schwerpunkt des Glases weiter unter dem nun durch die oberen Ösen gebildeten Drehpunkt, wenn die Abdeckung auf die Okulare aufgesteckt ist, und der Baumelneigung kann dadurch bereits wirkungsvoll begegnet werden.
2. Anatomisch betrachtet liegt wohl ein Teil der Verantwortung für die Baumelneigung beim Träger, oder besser auf dessem Bauch. Hängt das Glas zwischen Bauch und Brust etwa auf halber Höhe, gibt es drei anatomische Grenzfälle zu unterscheiden:
- Der Glasträger selbst wirkt durch die Auswirkungen eines entbehrungsreichen oder einfach asketischen Lebensstils der Baumelneigung effektiv entgegen, da unterhalb des letzten Rippenbogens sein Körper schlanker wird, also mit negativer Steigung zum Bauchnabel in Richtung Wirbelsäule abfällt und sich dadurch das EII trotzt leichter Schräglage noch komplett am Körper des Tanzpartners anschmiegen kann(x < 0, sog. stabile Vollkontaktlösung).
- Der Observator hat Gardemaß und Standardkonfektionsgröße. Der Tanz mit dem Glas gerät nicht zu eng und nicht zu intim, es tritt aber auch nicht die räumliche Lösung eines wild schleudernden Rock'n Roll auf. Der Bauch des Trägers läuft mit Steigung Null unterhalb des letzten Rippenbogens weiter bis zur Leistengegend, das Glas hängt in einem, wenn auch fast indifferenten, Gleichgewichtszustand mit angenehmen 2/3-Kontakt, am Körper, was den Träger nie die Fühlung verlieren läßt(x = 0, indifferentes Anschmiegungsgleichgewicht).
- Naja, Herr Müllers, ich glaube Sie wissen, was jetzt kommt... Ich möchte mich da nicht ausnehmen... Sie sind ja vielleicht auch ein Teil der Lösungsmenge 3. Hat Mann oder Frau Beobachter nun einen sog. dicken Bauch, der mit positiver Steigung, manchmal sogar in Form einer Sprungfunktion vom Brustkorb bis zum Wendepunkt der 1. Ableitung auf Höhe des Bauchnabels anschwillt, dann hamma den Salat. Das Glas hängt und baumelt wie ein Bierglas auf einem erdbebengeschüttelten Kaminsims. Labile Bindung zwischen Glas und Träger. Ausschweifende, laszive Tanzbewegungen sind die Folge, die Gefahr des Schleudertraumas ist für Mensch und vor allem für das Glas in jedem Fall gegeben(x > 0, sog. labiles Schlenkern).
Also Vorsicht! Augen auf und Bauch rein bei der Beobachtung!
Sicherheitstechnische Grüße aus der (Verlags-)Hauptstadt,
Jan Münzer