So, nun einige Eindrücke zum Trinovid 7x35 Classic im Vergleich mit anderen Gläser mit ähnlichen Parametern, wie Celestron Granite 7x33 ED, Kowa BD II XD 6,5 x32 (das ich mir kürzlich echtes Weitwinkel-Glas und als 'Trost' zugelegt hatte, weil ich nicht mehr daran glaubte, dass das Trinovid jemals kommen würde), dem Zeiss Dialyt7x42 und dem Nikon Aktion 7x35. Obwohl die Preisspanne sehr hoch ist - das Trinovid kostet knapp das 15 fache vom Nikon Einsteigerglas, liegt die optische Qualität gar nicht so weit auseinander, zumindest in der Bildmitte. Hier sind alle Gläser sehr scharf und kontrastreich, chromatische Aberration praktisch abwesend, nur das Nikon ein bisschen schwächer. Das klingt vielleicht überraschend, und es spricht für das preiswerte Nikon Aktion, man muss nicht viele hundert Euro auf den Tisch legen um ein Glas mit guter Optik zu erhalten. (Nebenbei, das Kowa und der Celestron verwenden ED-Gläser, Zeiss, Nikon und Leica äußern sich nicht dazu.)
Doch es gibt auch kleinere und größere Unterschiede, die die kritische Beobachter hier interessieren, von denen ich einige ansprechen möchte. Das Trinovid und das Dialyt haben einen sehr neutralen Bildton, das Kowa einen Tick wärmer, ebenso das Nikon, doch das Granite hat einen ausgeprägten ins warme gehenden Bildton, das kann im Sommer sehr schön aussehen, das Trinovid und Dialyt wirken dagegen kühl, doch der Bildton des Granite geht klar sichtbar zur Lasten der Transmission.
Reflexe und Streulicht spielen nur unter kritischen Beleuchtungssituationen eine Rolle, doch hier gibt es deutliche Unterschiede. Beim Nikon – einige optischen Flächen sollen nur MgF2 vergütet sein - sieht man deutlich Reflexe und Geisterbildern wenn sich eine helle Lichtquelle im Gesichtsfeld befindet, das Kowa zeigt als einziges Glas Spikes und auch recht ausgeprägt und z.T. Reflexe, das Dialyt und das Granite sind hier besser (das Dialyt hat zwar als einziges Glas Nebenpupillen ist aber dem Granite hier überlegen), das Trinovid schneidet hier am besten ab. Auch die Streulichtunterdrückung ist beim Trinovid klar am besten, dann folgt das Dialyt 7x42, anschließend das Granite, während sich das Kowa 6x5x32 hier manchmal sehr schwer tut, die Streulichtunterdrückung ist stark asymmetrisch: Wenn sich eine helle Lichtquelle oberhalb das Gesichtsfeldes befindet (Sonnenuntergang über Waldrand) ist es ganz o.k., aber andersherum gibt es z.T. sehr unschöne, diffus ausufernde Reflexe, nachts z.B Straßenlaternen. Bei der Naheinstellgrenze sind die Unterschiede erheblich, beim Trinovid ist bei 4 m Schluss, mit dem Kowa (1.3 m) kann ich auf meine Zehenspitzen scharfstellen!
Bei 7x Gläsern ist das Gesichtsfeld ein besonders wichtiges Kriterium. Die absoluten Gesichtsfelder liegen zwischen 140 m (Trinovid) und 175 m (Kowa), dazwischen liegen das Dialyt mit 150 m, Granite 159 m, und Nikon 163 m, der maximale Unterschied beträgt klar sichtbare 25 %. Die scheinbaren Gesichtsfeld variieren deutlich weniger, von 56 Grad beim Trinovid zu 59,7 Grad beim Celestron, also nur um 6.6 %. Doch nackte Zahlen sind manchmal nicht sehr aufschlussreich. Wegen des großen Gesichtsfeldes hatte ich mir vor mehreren Jahren das Dialyt 7x42 in erster Linie als Astroglas zugelegt, dann vor gut zwei Jahren das Granite, weil es ein noch größeres Gesichtsfeld besitzt. Doch in der Praxis schien mir der Unterschied de facto unsichtbar, um den Unterschied im Winkel zwischen absolut 8.6 (Dialyt) und 9.1 Grad (Granite) zu sehen benötigt man eigentlich ein Stativ, denn mit der Hand schwankt man immer um einige Zehntel Grad. Der Unterschied vom Kowa mit 175 m zum Trinovid (140 m) fällt dagegen sofort auf, hier finde ich es schade, dass Leica das Gesichtsfeld von geplant 150 m etwas reduziert hat. Doch die Unterschiede zwischen Trinovid und Kowa oder Nikon beim scheinbaren Gesichtsfeld (56 gegenüber 59.3 Grad) bemerke ich zwar, doch eigentlich nur wenn ich explizit sehr genau darauf achte. Zum Vergleich, das Canon 10x42 IS hat 61 Grad scheinbares Gesichtsfeld, dies fällt dagegen zum Trinovid mit nur 56 Grad deutlich auf. (Zur Eignung als Astroglas schreib ich vielleicht später noch etwas.)
Alle Gläser weisen leicht unterschiedlich starke, kissenförmige Verzeichnung auf, doch die beiden Gläser mit den weitesten Gesichtsfeldern, das Nikon und das Kowa zeigen eine Besonderheit, ab dem äußersten Drittel nimmt die Verzeichnung zum Rand wieder ab. Beim Schwenken tritt dadurch der Globuseffekt auf, beim Kowa noch akzeptabel, doch beim Nikon stört mich dies. Das Trinovid punkte hier mit dem ruhigsten Bild beim Schwenken.
Zur Randschärfe, keines der Gläser ist randscharf, das Trinovid und das Dialyt mit den kleinsten Gesichtsfeldern liegen auf ähnlichem Niveau, das Granite etwas darunter, dies fällt leider bei der Himmelsbeobachtung besonders auf, und das sehr weite Kowa fällt am äußersten Rand ganz klar deutlich ab, erfreulicherweise fällt dies in der Praxis - mir zumindest häufig gar nicht auf. Andererseits, sehr großes Gesichtsfeld und Randschärfe sind kein Widerspruch wie Nikon mit dem spektakulären WX 7x50 gezeigt hat (durch das ich leider noch nie geblickt habe), doch welch ein Aufwand ist nötig um von den 59,2 Grad/175 m des Kowa 6.5x32 auf die randscharfen 66.6 Grad und 188 m (laut Datenblatt) beim WX 7x50 zu kommen.
Das Trinovid 7x35 ist vielleicht der Gegenpol zum WX 7x50, nicht perfekt, keine Rekorde, doch eine sehr stimmige, schöne Gesamtkombination.
Beste Grüße
Thomas