29. Dezember 2019 09:38
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Für meinen Geschmack gehen hier einige Verurteilungen, teils ganzer Gruppen, zu leicht von der Hand.
Weder Leica Fotokunden noch „Leicachinesen“ sind monolithische, dumpf agierende, berechenbare Personengruppen. Weder sind Apple-Produkte per se etwas böses, noch sind Einzelhändler immer die weißen Ritter.
Damit stelle ich nicht bestimmte Verhaltensmuster komplett in Frage, aber eben ihre Verallgemeinerung und Bewertung. Eine Leica Q(2) z.B. ist ein im Konzept und in der Umsetzung konsequent auf den Fotografen ausgelegtes Gerät, zu dem weder Canon noch Nikon Gegenstücke bieten. Die Leica Geovids haben ihre Spitzenstellung auch nicht aufgrund einer Marketingstrategie gewonnen. Nicht jeder Käufer von hochpreisigen deutschen Produkten will damit angeben, mancher denkt vielleicht auch an den Hochlohnjob den er hat und wer ihm den in Zukunft noch bezahlt.
Thomas schreibt sehr berechtigt, dass der Einzelhandel stark unter dem veränderten Kaufverhalten der Kunden leidet und sich demzufolge massiv verändern muss. Viele Züge sind da schon abgefahren. Es gibt in ganz Berlin kein Geschäft, in welchem ich die Produkte der drei Großen vergleichen könnte. Ist ja nur die Bundeshauptstadt... Ich weiß nicht, wie viele solche Händler es im Bundesgebiet noch gibt, aber es sollte klar sein, dass darüber nicht mehr die Masse der Verkäufe stattfinden kann.
Dass dann von ‚shopping experience‘ und ‚customer centricity’ geschwafelt wird, ist weder neu noch irgendwie bedeutsam. Aber ein Anbieter muss sich rein wirtschaftlich überlegen, wo er investiert. Und bei wegbrechendem Fachhandel kann eben auch eine eigene Ladenkette die Antwort sein. Das damit die Abwärtsspirale des Fachhandels vielleicht noch beschleunigt wird, ist tragisch, liegt aber nicht allein in der Verantwortung eines einzelnen Anbieters.
Etwas mehr Differenzierung und etwas mehr Zurückhaltung bei der (moralischen) Bewertung wäre daher aus meiner Sicht in der Diskussion wünschenswert.
Viele Grüße
Sebastian