Holger Merlitz schrieb:
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> Die optische Rechnung des Retrovid ist nicht darauf
> ausgelegt, modern zu erscheinen. Man verzichtet
> auf Bildfeldebnung, lässt eine kräftige
> kissenförmige Verzeichnung zu und gibt sich auch
> nicht gerade Mühe, Farbsäume zu bekämpfen. Kurze
> Naheinstellung, druckwasserdicht, schnelle
> Fokussierung? 'Moderner Kram, braucht man nicht'
> ;-) Die Beschichtungen und die
> Streulichtunterdrückung sind wiederum
> ausgezeichnet, die Kompaktheit ist unschlagbar.
>
> Ich denke, das ist das Problem: Nimmt man ein
> Retrovid aus der Sicht eines Birders und listet
> dann die einzelnen Leistungsmerkmale auf, dann
> verliert das Retrovid glatt gegen ein Conquest HD
> für 700 Euro. .....
> .....
> .....
> Ich gestehe, dass ich die Idee, dieses Fernglas zu
> bauen, weiterhin gut finde und dass ich das
> Produkt für gelungen halte, abgesehen von der
> ärgerlichen Einschränkung des Sehwinkels.
>
>
>
Danke, Holger.
Völlig einverstanden, sicher "schlagen" Birder-Gläser wie das HG oder das Conquest HD das Retrovid in jeweils mehreren Disziplinen. Aber wenn das Retrovid jenen Konkurrenz machen sollte, hätte Leica nicht den Vertriebsweg über die Stores gewählt, dort sind (wie wir auch schon diskutiert haben) die wenigsten Birder zu finden. Und für Birder hat Leica ja immer noch die Trinovids, Ultravids und Noctivids.
Du zählst zu Recht auf, was das Retrovid
NICHT ist: völlig randscharf, mit sehr guter CA-Korrektur, mit Bildfeldebnung, moderater Verzeichnung, druckwasserdicht, schneller Fokussierung, usw. Solche Gläser haben wir aber bereits (z.B. Nikon EDG 7x42), und deren Markterfolg ist in letzter Zeit offenbar nicht gerade umwerfend gewesen.
Für meinen (zugegebenermassen nicht alltäglichen) Geschmack ist das Retrovid eine willkommene Abwechslung vom gummiarmierten Einheitsbrei, zudem erfüllt es für mich persönlich die Funktion des täglichen "Allround-Begleiters" hervorragend, weil es nicht nur toll aussieht (ja, ich weiss ja schon, man sollte sich nicht von Äusserlichkeiten beeindrucken lassen), sodann auch fabelhaft gebaut ist, und weil ich in fortschreitendem Alter Dinge wie erstklassiges Schwenkverhalten, angenehmes Einblickverhalten sowie Klarheit und "Einheitlichkeit" des Bildes (keine Absam- und sonstigen Ringe) noch mehr schätze als möglichst weitgehende Absenz von Farbsäumen und geringe Verzeichnung. Aber völlig klar, jeder hat da seine eigenen Präferenzen. Natürlich könnte das Sehfeld weiter sein, aber für mich ist es ausreichend. Wer mehr braucht, greift zum Kowa 6.5x32. oder zum neuen Zeiss, das kostet dann aber eine Stange Geld mehr ...
Eigentlich bin ich natürlich froh, dass Leica, Zeiss, Swarovski und Nikon zumindest
nicht nur das produzieren, was in Internet-Foren diskutiert wird. Stell Dir vor, Zeiss würde es wagen, das 8x56 FL oder 10x56 FL (für mich
in der Summe vielleicht die besten je produzierten Ferngläser) nur gerade mit modernen Gläsern und Vergütungen neu aufzulegen, aber in der historischen Konfiguration z.B. bezüglich Randschärfe und Verzeichnung. Das gäbe doch einen Verriss sondergleichen in Foren wie diesem hier, meinst Du nicht?
fwiw
Pinac