Die geradezu fantastische Bildqualität heutiger Kameras ist unbestritten. Sie stützt aber geradezu noch meine These vom Lifestyle-Charakter der Fototechnik, denn aus Qualitätsgründen benötigt kaum noch jemand eine der sich gut verkaufenden „Vollformat“-Kameras. Und das mit den Zahlen mag soweit stimmen, aber früher gab es dazu noch Kompaktkameras, die deutlich mehr verkauft wurden als Kameras mit Wechselobjektiven. Und dieser Markt ist völlig weggebrochen bzw. zum Teil vom Smartphone und zum anderen Teil von den großen Systemen übernommen. Zudem sind wirklich gute Smartphone-Kameras noch nicht in allen Preisklassen verfügbar. Wenn sich Mehrfachkameras und die damit verbunden Möglichkeiten erstmal in der breiten Masse durchsetzen, wird der Reiz der großen Kameras noch weiter abnehmen.
Ich habe z.B. immer ein wenig neidisch auf Weitwinkelportraits mit selektiver Schärfe geschaut. Mit meinen MFTs klappte das trotz lichtstarker Festbrennweiten nicht. Dafür hätte ich zusätzlich noch eine Kamera mit großem Sensor gebraucht. Seit 2019 kann das mein Smartphone aber auch, dank Tiefenbildberechnung auch im Weitwinkel und damit anpassbarer Schärfentiefe. Der Antrieb, jetzt noch auf einen großen Sensor umzusteigen, ist für mich jetzt so ziemlich erloschen.
Gute Kameras sind ähnlich wie gute Ferngläser ein Nischenprodukt, das man nur selten wirklich ernsthaft braucht, aber manchmal einfach haben möchte. Auch wenn es da Abstufungen gibt, sollte man es meiner Meinung nach vermeiden, eine bestimmte Marke bzw. deren Nutzer besonders herauszuheben.