Ich hatte schon verstanden, was mit "orthoskopisch" gemeint war.
Aber bei einem Quadrat in endlicher Entfernung sind die Ecken zwingend weiter weg als das Zentrum. Jede reale Optik, die es "unverzeichnet", als sauberes, überall scharfes Quadrat darstellt, muss dabei verzerren. Ein Weitwinkel tut das mehr als ein Tele bzw. Fernglas, aber eine wirklich unverzerrte Darstellung bedeutet eigentlich immer tonnenförmige Verzeichnung und Bildfeldkrümmung.
Der Mensch sieht nicht den Rohdatensatz der Netzhaut, sondern ein vom Gehirn nachbearbeitetes Bild. Ein Quadrat hat gerade Seiten zu haben, also nimmt man das so wahr, auch wenn die Projektion ins Auge anders erfolgt. Wirklich scharf sieht man dazu nur ganz zentral im Blickfeld, Unschärfen am Rand kann das Nebenfeld gar nicht wahrnehmen.
Die Betrachtung einer Bilddarstellung erfolgt differenzierter, da fällt es auf, wenn eine Linie (jetzt losgelöst vom Muster "Quadrat") nicht so gerade ist, wie sie sein sollte. Und um Randunschärfe zu erkennen, kann man jetzt den Blick wandern lassen.
Da sind wir dann bei Deinem Modell, nur durchschauen oder Film drehen, das sind zwei Paar Schuhe.
Wenn eine Optik so perfekt "entzerrt" wäre, dass von Rand zu Rand alles exakt in der selben Ebene läge, dazu sämtliche Distanzen in perfekten Proportionen zur Darstellung kämen, dann ließen sich Schwenks wohl auch frei von jeglichen realen Effekten ausführen. Das könnte dann aber in Widerspruch zu Wahrnehmungserfahrungen stehen, und das Hirn spielt erst recht wieder Verzerrungen rein.
Ich nehme an, so interpretierst Du "Globuseffekt".
Aber derartig perfekte Optiken gibt's halt nicht, oder?
Also irgendwelche objektivierbaren Schwenkeffekte werden wohl immer da sein, egal wie man sie nennen will. Aber wesentlich erscheint mir, was subjektiv draus wird. Und damit ist die Diskussion doch recht weit im Philosophischen angesiedelt, denke ich.
LG Philipp