Andreas(wizard)schrieb:
>>…Die Randunschärfe der allermeisten Ferngläser basiert auf Bildfeldkrümmung. Herr Schön erwähnt in seiner Ausarbeitung die Bildfeldkrümmung zwar, hält sie aber für die Zwecke seiner Argumentation für vernachlässigbar. Dem kann zumindest ich nicht zustimmen. Wenn man mit einem Bildfeldkrümmung aufweisenden Fernglas auf einen weit entfernten Punkt fokussiert (idealerweise auf Unendlich) und dann unter Beibehaltung dieser Fokuseinstellung ausprobiert, in welcher Entfernung Gegenstände liegen, die am Bildfeldrand scharf abgebildet werden (man braucht dazu nur das Fernglas so zu schwenken, dass irgendwelche näher gelegenen Objekte am Bildfeldrand ins Bildfeld geraten), dann wird man feststellen, dass solche Gegenstände ERHEBLICH näher sind als die Gegenstände, die bei der gewählten Fokuseinstellung in der Mitte des Bildfeldes scharf abgebildet werden. Ich selbst habe da Unterschiede im Bereich von 20 bis 50 und mehr Metern festgestellt (der Unterschied zwischen Mitte und Rand wird umso größer je näher sich ein Objekt am Bildfeldrand befindet und je stärker die Bildfeldkrümmung des untersuchten Fernglases ist). Im Ergebnis bedeutet das, dass Ferngläser (nicht alle, aber doch viele) dem Betrachter keine Schärfeebene abliefern, sondern vielmehr eine Schärfehalbkugel, wobei wie gesagt der Unterschied der Objektdistanz, die bei ein und derselben Fokuseinstellung scharf wiedergegeben wird, im Bereich von Dutzenden von Metern liegt. Ein solches Verhalten kann man meines Erachtens nicht vernachlässigen.
…
<<
Ich denke, der entscheidende Punkt in WE Schöns Argumentation, die ihn zum Zylindereffekt führt, liegt woanders. Diesen sehe ich bei ihm auf Seite 2 rechts unten in seinem pdf: „Das geschieht im Bild nicht verzeichnender Ferngläser aber nicht; dort bewegen sich vertikal über-/untereinanderliegende Punkte exakt mit derselben horizontalen Geschwindigkeit…Damit ist der Globuseffekt als Namensgeber des Effektes disqualifiziert, es gibt keinen Globuseffekt.“
Was also viele Beobachter wahrnehmen und berichtet haben (z.B. Probanden in den Studien von Holger Merlitz (2010) und Oomes (2009)), nämlich bei Schwenken des Fernglases (vor allem bei geringer Verzeichnung) das Abrollen über eine Kugel, wird bestritten –
vermutlich aus WE Schöns eigener Erfahrung bzw. Anschauung.
Ich nutze seit über 10 Jahren das 8.5x42 EL, welches eine sehr geringe relative Verzeichnung von ca. 2% bei hoher Randschärfe aufweist. Es ist das einzige FG, bei dem ich den Globuseffekt – deutlich! - wahrnehme (ohne dass mich dieser sonderlich stört). Vor allem, wenn ich das EL vertikal schwenke, erscheinen horizontale Linien oben und unten gekrümmt – im Gegensatz zu WE Schöns statement auf Seite 2 rechts unten. Der Effekt ist so deutlich, dass ich ihn auch bei geringerer Randschärfe bemerken würde. Schwenke ich das 10x42 SF (mit stärkerer kissenförmiger Verzeichnung), sehe ich kein Abrollen.
Und so scheint es etlichen Beobachtern zu gehen – zumindest, wenn sie durch Ferngläser mit geringer Verzeichnung schauen.
Grüße von Andreas