Die Abbildungsgleichung des Fernglases wandelt einen objektiven Winkel A zur Hauptachse in den subjektiven Winkel a zur Sehfeldmitte um. Dem Fernglas ist dabei doch wurscht, wie weit die Objekte entfernt sind oder was deren absolute Abstände sind (solange wir Effekte des Nahbereichs vergessen können). Wenn ich tan(ka) = m*tan(kA) verwende, dann stehen da links und rechts Ankatheten, die sich wegkürzen, daher tauchen absolute Entfernungen oder Abstände im Formalismus überhaupt nicht auf.
Ich habe jetzt also mein reguläres Gitter (k=1), und nun kommt es lediglich darauf an, was das Auge daraus macht, und es kann höchstens die relativen Abstände zwischen den Bildpunkten verschieben. Genau das ist mit Verzeichnung gemeint, und die Labordaten aus Abb. 1 sind daher das, was man an dieser Stelle braucht, um den Seheindruck zu konstruieren. Das Gitter kann regulär bleiben (orthoskopisches Auge), oder in unterschiedlichen Maßen krumm werden (je nach l-Wert der visuellen Verzeichnung), und dann kann man es animieren und den Eindruck beim Schwenken erzeugen. Am Ende kommt noch der für die Hersteller interessante Schritt: Jetzt kann man noch die Verzeichnung k des Fernglases so variieren, dass das wahrgenommene Gitter möglichst gleichmäßig wird. Einfacher geht es nicht.
Viele Grüße,
Holger